Royal Mariner Kal. SCH
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Revision einer August Schatz & Söhne Glasenuhr "Royal Mariner" Kaliber SCH mit 2 Hämmern
Baujahr ca. 1965

Diese Uhr hat ein mechanisches 8-Tage-Werk mit Schlagwerk, dass die "Glasen" schlägt. Das "Glasen" kommt aus der Christlichen Schifffahrt vom Umdrehen des Glases - eine Sanduhr mit 1/2 Stunde. Die Wachen auf der Segelschiffen waren in 4-Stunden-Wachen eingeteilt, jedes Besatzungsmitglied hatte 4 Stunden Wache und dann 8 Stunden Freiwache. Ich habe hier mal eine Tabelle eingefügt:

Zitat aus WIKIPEDIA zur Glasen

Auf Schiffen, die im Hafen liegen wird nicht geglast.

1. Tagwache (04:00 bis 08:00)
Morgenwache 1 04:00 04:30 05:00 05:30 06:00 06:30 07:00 07:30 08:00
2. Tagwache (08:00 bis 12:00)
Vormittagswache 2 08:00 08:30 09:00 09:30 10:00 10:30 11:00 11:30 12:00
3. Tagwache (12:00 bis 16:00)
Nachmittagswache 3 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 14:30 15:00 15:30 16:00
4. Tagwache (16:00 bis 20:00)
Plattfuß 1 16:00 16:30 17:00 17:30 18:00 18:30 19:00 19:30 20:00
1. Nachtwache (20:00 bis 24:00)
Abendwache 2 20:00 20:30 21:00 21:30 22:00 22:30 23:00 23:30 24:00
2. Nachtwache (00:00 bis 04:00)
Hunde- oder Hundswache 3 00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 03:30 04:00

Zitat Ende

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Der Besitzer dieser Uhr gab als Problem an, dass seine Uhr nur so 2 – 3 Tage durchläuft und dann wieder aufgezogen werden muss.

Er (der Besitzer) hätte die Uhr schon vor einiger Zeit bei einem Uhrmacher gehabt und der hätte eine „Notreparatur“ vorgenommen. 

Als Erstes als die Uhr also aus dem Gehäuse. Und da war sie schon sichtbar: Die „Notreparatur“.

Einige Lager waren ersetzt worden, eines sogar durch ein Stück Rundmessing von ca. 5 mm Durchmesser. Und alle diese Lager waren wieder eingelaufen. 

Auch das Echappement der Uhr war „aus dem Takt“, weil die Unruhfeder verbogen war und die erste Windung immer gegen die Zweite schlug. 

Nun, das lies sich Richten. Mehr Kopfzerbrechen machten mir die defekten Lager. Ob ich die alle wieder hin bekommen würde? 

Das Werk ist das Kaliber SCH mit zwei Hämmern, Bauzeit so ab 1965, wahrscheinlich noch in Triberg hergestellt. Schlag auf eine Glocke. 

Also dann: Federn ablassen und die Lagerspiele überprüft. Wie schon Anfangs berichtet, 6 Lager außer Rand und Band. Die Zapfen schlackerten nur so in den Lagern herum. Da konnte das arme Werk nun wirklich nicht mehr genau gehen.
Wenn man sich die Bilder anschaut, dann weiß man sicher, was falsches Öl oder sogar Fett bei Uhrenlagern anrichten kann.

Also das Werk zerlegt und die Zapfen geprüft. Oh Wunder, die waren wie neu. Keine Rillen, keine Riefen, keine Absätze. Glück gehabt. Die einzelnen Teile ab ins US-Bad und nach gründlicher Spülung und Trocknung ging es dann an die Lager. 

Frisch ans Werk: Lager nach Zapfenmaß ausgesucht, die alten Lager aufgerieben, die neuen Eingepresst und auf Zapfenmaß gebracht. Auch bei der Messingplatte mit den 5 mm Durchmesser lies sich das problemlos (ohne, dass diese Platte heraus fiel) erledigen. 

Die entsprechenden Räder zur Probe eingesetzt und den Gleichlauf geprüft, ein wenig nachgearbeitet und nochmal geprüft und für in Ordnung befunden. Jetzt den Rest auch noch zwischen die Platinen gebracht, die Lager geölt (Uhrenöl 3 - 5 Dr. Tillich), die Federhäuser geöffnet, Federn überprüft und gereinigt, gefettet und wieder eingesetzt. 

Die Einstellarbeiten am Schlagwerk vorgenommen (habe da ja schon einige Übung drin) und Probelauf. Noch ein wenig nachjustieren des Abfall und des Ganges mit der Zeitwaage und der Gang war bestens. In 8 Tagen eine Abweichung von noch nicht einmal 1 Minute plus. Das war gerade ein Hauch Verstellen und dann war es gut. 

Auch das Werk lief jetzt wieder seine 8 Tage ohne Probleme durch, obwohl die Feder nur ca. 2/3 Aufgezogen war.

Viele Bilder habe ich bei dieser Uhr nicht gemacht. Es wiederholt sich ja (fast) alles. 

 

Notreparatur

Viel Spiel im Lager

Die hintere Platine mit neuen Lagern

Schlagwerk montiert

Jetzt läuft sie wieder....

 

 

 

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(c) Rolf-Dieter Reichert, Stand: 12.09.18