Uhren, die ich reparierte
Aug. Schatz & Söhne
Schwingpendeluhr PENDULO
Baujahr
ab ca. 1961
Ob ich diese Uhr wieder in
Gang bringen könnte, war die Frage des Besitzers. Meine Antwort war einfach
„ja“. Mich interessierte diese Uhr und ihre Funktion. Hatte ich so etwas
doch noch nie auf meinem Tisch.
Es handelt sich hier um eine
Schwingpendeluhr mit dem in 1958 entwickeltem 1,5 Volt Batteriewerk Elexacta
der Firma Aug. Schatz & Söhne / Triberg. Für diese Uhr wurde es etwas
modifiziert. Wie funktioniert nun diese Uhr? Von vorne sieht man nur, dass
die gesamte Uhr von links nach rechts schwingt. Die „Pendelscheibe“ ist die
Uhr, die an der Pendelstange aufgehängt ist.
Auf der
Rückseite der Uhr dann die Lösung des Geheimnisses: Das Uhrwerk treibt ein
sog. Gegenpendel an. Dieses setzt durch seine Bewegung die gesamte Uhr in
Schwingung. Das Wirkungsprinzip der Uhr ist folgendes: Das Werk setzt das
Gegenpendel mit ca. 0,7 Hz in Bewegung (das wäre eigentlich viel zu
schnell). Durch die Veränderung des Schwerpunktes wird auch das Gehäuse mit
der kompletten Uhr, die am „Pendelstab“ aufgehängt ist, ebenfalls in
Bewegung versetzt. Da aber hier das Zeitbestimmende Glied (Pendelstab und
Pendelscheibe = Uhr) zu finden ist, muss sich das kleinere Gewicht des
Gegenpendel zwangsweise nach dem größeren der gesamten Uhr richten. Das
Zeitnormal ist also die Länge des Pendelstabes bis zur Pendelscheibe nach
dem Pendelgesetz.
Was war nun mit dieser Uhr?
Nun, das Elexacta lief nicht, keine Schwingung. Also erst einmal die Uhr
zerlegt und schon lief mir Öl entgegen. Das Werk war ebenfalls in Öl
„Getaucht“ alle Räder und Triebe total verklebt. Eine Generalreinigung war
angesagt.
Nach dem US-Bad und der
Montage des mechanischen Teils der Uhr war dann immer noch nichts von
Bewegung zu spüren. Also wurde die Elektronik untersucht und gemessen.
Hier gibt
es nur 5 Bauteile, also sehr übersichtlich. Ein IC TAA780, ein
Elektrolyt-Kondensator 33µF, ein Tantal-Kondensator 3,3µF, ein Widerstand
560 kOhm und die Doppelspule (Antrieb und Sensorspule). Stromquelle ist eine
1,5 Volt Batterie Mono LR20. Kurze Rede, langer Sinn: der Elko 33µF hatte
seine Kapazität verloren und die gesamte Schaltung kam dadurch viel zu
schnell ins Schwingen, so dass nichts mehr pendeln konnte. Nach dem
Austausch des Kondensators war das eigentlich wieder normal, aber trotzdem
wollte die Uhr nicht so, wie ich wohl will. 8 Minuten Vorgang in 1
Stunde!!!! Das war mit der Reguliereinheit oben am Pendelstab auf keinen
Fall auszugleichen.
Guter Rat
war nicht teuer, denn ich holte mir ihn aus einem Forum. Unter vielen
Antworten und Tipps dann der richtige Hinweis: Guck dir mal die Lager der
Aufhängung an. Meistens sich hier die Spitzenlager verschlissen.
Nun, die
Lager angeguckt und was sehe ich? Eine Staubmaus, fest in ein Lager
gepresst. Dieser Pfropfen hat die Schwingung der gesamten Uhr so verringert,
dass das große Gewicht der Uhr das kleine des Gegenpendels nicht mehr
beeinflussen konnte und nur das Gegenpendel den Gang der Uhr bestimmte. Eben
zu schnell!
Pinzette
gegriffen und diesen Pfropfen aus der Lagerschale entfernt. Die Lager jetzt
noch gründlich gereinigt, das Ganze an die Wand und……
PENDULO zählt wieder die Zeit, als
hätte sie nie etwas anderes gemacht.
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Das ist PENDULO
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Das Werk gut konserviert
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Alles in Öl
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Die Rückseite
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Elexacta
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Eigentlich nicht viel drin...
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Lager des Gegenpendel
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Gegenpendel
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Rückseite
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Das verstopfte ein Lager. Daneben ein Zahnstocher!
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Die Aufhängung
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Die Feinstellung
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...und die Spitzenlager
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Sicht auf das Werk mit Gegenpendel
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PENDULO in voller Funktion
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(c) Rolf-Dieter Reichert, Stand:
12.09.18
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