Revision einer August Schatz &
Söhne
Glasenuhr "Royal Mariner" Kaliber SCH
Baujahr ca. 1975
Diese Uhr hat ein mechanisches
8-Tage-Werk mit Schlagwerk, dass die "Glasen" schlägt. Das "Glasen" kommt
aus der Christlichen Schifffahrt vom Umdrehen des Glases - eine Sanduhr mit
1/2 Stunde. Die Wachen auf der Segelschiffen waren in 4-Stunden-Wachen
eingeteilt, jedes Besatzungsmitglied hatte 4 Stunden Wache und dann 8
Stunden Freiwache. Ich habe hier mal eine Tabelle eingefügt:
Zitat aus WIKIPEDIA zur
Glasen
Auf Schiffen, die im Hafen liegen wird nicht geglast.
1. Tagwache (04:00 bis 08:00)
Morgenwache 1 04:00 04:30 05:00 05:30 06:00 06:30 07:00 07:30 08:00
2. Tagwache (08:00 bis 12:00)
Vormittagswache 2 08:00 08:30 09:00 09:30 10:00 10:30 11:00 11:30 12:00
3. Tagwache (12:00 bis 16:00)
Nachmittagswache 3 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 14:30 15:00 15:30 16:00
4. Tagwache (16:00 bis 20:00)
Plattfuß 1 16:00 16:30 17:00 17:30 18:00 18:30 19:00 19:30 20:00
1. Nachtwache (20:00 bis 24:00)
Abendwache 2 20:00 20:30 21:00 21:30 22:00 22:30 23:00 23:30 24:00
2. Nachtwache (00:00 bis 04:00)
Hunde- oder Hundswache 3 00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 03:30
04:00
Zitat Ende
Die 1. Wache beginnt also um 04.00 Uhr mit 4 Doppelschlägen,
04.30 Uhr 1 Schlag, 05.00 Uhr 1 Doppelschlag, 05.30 Uhr 1 Doppelschlag und 1
Schlag und so weiter, bis um 08.00 Uhr wieder (die neue Wache beginnt) 4
Doppelschläge geschlagen werden.
Ein recht komplexes Schlagmuster.
Heute wird nur noch auf der Gorch Fock
(Segelschulschiff der Bundesmarine) geglast, also die Glasen ( 1/2 Stunde)
auf der Schiffsglocke geschlagen.
Nun aber zur Uhr selbst.
So, Freunde der
Glasenuhren,
Wieder einmal eine Royal Mariner vor dem Weg zum Schrott gerettet.
Anfang Dezember bekam
ich die Anfrage, ob ich mir mal eine Glasenuhr anschauen würde. Die Uhr
hatte einen schlimmen Gang: Mal Vor, dann wieder Nach und wenn sie keine
Lust hatte, nah dann einfach stehen geblieben.
Als Erstes als die Uhr
aus dem Gehäuse und beim Uhrmacher meines Vertrauens auf einer Zeitwaage das
Echappement überprüft. Nach ca. 15 Minuten war klar, dass Echappement ist in
Ordnung, aber irgendwo im Werk ist der Wurm drin.
Das Werk ist das Kaliber
SCH, Bauzeit so ab 1975, Teilweise in der GUFA (Gütenbacher Uhrenfabrik) die
ja bekanntlich einem Sohn von Herrn Schatz gehörte und eng mit dem Werk in
Triberg zusammen arbeitete. Es gibt nach meinen neuesten Erkenntnissen
übrigens noch ein anderes Kaliber SCH: Mit zwei Hämmern. Dieses hier hatte
aber nur einen Hammer - erste Sparausführung???
Nun, Federn ablassen und
die Lagerspiele überprüft. Au weia - 8 Lager (6 vom Gangwerk) außer
Toleranz. Auch konnte man (ich) das schon mit bloßem Auge sehen. Die Zapfen
schlackerten nur so in den Lagern. Da konnte das arme Werk nun wirklich
nicht mehr genau gehen. Wenn man sich die Bilder anschaut, dann weiß man
sicher, was falsches Öl oder sogar Fett bei Uhrenlagern anrichten kann.
Also das Werk zerlegt
und die Zapfen geprüft. Oh Wunder, die waren wie neu. Keine Rillen, keine
Riefen, keine Absätze. Glück gehabt.
Jetzt also frisch ans
Werk: Lager nach Zapfenmaß ausgesucht, die alten Lager aufgerieben, die
neuen Eingepresst und auf Zapfenmaß gebracht.
Die entsprechenden Räder
zur Probe eingesetzt und den Gleichlauf geprüft, ein wenig nachgearbeitet
und nochmal geprüft und für in Ordnung befunden. Jetzt den Rest auch noch
zwischen die Platinen gebracht, die Lager geölt (Uhrenöl 3 - 5 Dr. Tillich),
die Federhäuser geöffnet, Federn überprüft und gereinigt, wieder
eingesetzt.
Jetzt die
Einstellarbeiten am Schlagwerk vorgenommen (habe da ja schon einige Übung
drin) und Probelauf. Da wir schon vorher auf der Zeitwaage das Echappement
reguliert hatten, war der Gang sofort bestens. In 8 Tagen eine Abweichung
von noch nicht einmal 1 Minute plus. Das war gerade ein Hauch Verstellen und
dann war es gut.
Und so ist sie (die Uhr
natürlich) jetzt wieder beim Besitzer.
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Das Echappement. Häufigster Fehler: Zapfen der Unruhe und / oder des Hemmrades gebrochen. |
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Die recht komplexe Schlagwerksteuerung |
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In den Kreisen die defekten Lager |
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Die Marke, die Angabe der "Jewels" bezieht sich auf das Echappement. |
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Hier sieht man das Nächste |
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Auch nicht mehr das Wahre... |
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Neues Lager für 2,0mm Zapfen |
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Neues Lager für 0,8mm Zapfen |
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Noch ein Mal: Schlagwerksteuerung |
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Hier jetzt die Rückseite mit neuen Lagern |
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Testlauf zur Einstellung des Schlagwerkes |
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(c) Rolf-Dieter Reichert, Stand:
12.09.18
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