Ein Werk aus einer "SCHATZ" Standuhr
mit 4/4 Schlagwerk
Heute mal keine
Jahresuhr......
Vor einigen Zeit hatte
ich eine Anfrage im Emil-Postkasten: Wir haben eine Schatz Standuhr, die
nicht mehr geht. Können Sie (ich) da was machen?
Ich schrieb dann zurück,
dass ich das Werk sehen müsste, um etwas über die notwendigen Arbeiten sagen
zu können.
Nach weiteren 2 Mails
kam dann ein Uhrwerk - SBS 4/4 Schlag Kaliber 60 mit drei Gewichten - bei
mir an.
Na, erstmal war ich
platt. Die Gewichthülsen waren arg vom Transport gebeutelt. Die 8 Hämmer
total verbogen und auch sonst......
Schwarze Ränder um
einige Lager, Bei einigen schon mit bloßem Auge sichtbares radiales
Einlaufen der Lager und dadurch heftige Klemmungen im Gangwerk und dem 4/4
Werk.
Also: Werk zerlegen.
Aber vorher die wichtigen Stellungen markiert
Alle Teile, die zu einem
Werk gehören, kommen in eine Sortierschale. Nicht ist schlimmer, als hier
etwas zu vermischen
Bei der Demontage auch
gleich geschaut, welche Lager ersetzt werden müssen Es waren sage und
schreibe 24! In Worten vierundzwanzig!!
Also habe ich dem
Besitzer eine Mail geschickt und ihm meine erschröcklichen Erkenntnisse
mitgeteilt. Die Antwort kam prompt: Reparieren! Ehrlich? Damit hatte ich nun
nicht gerechnet, da die Uhr insgesamt noch nicht SOOO alt sein kann. Ca.
1982 +, da ja Schatz nur auf dem Ziffernblatt vermerkt war und sonst eben
das SBS-Werk in einem schönen Holzgehäuse seine Arbeit verrichtet.
Na ja, also alles noch
weiter demontiert, die Scheiben mussten ja auch noch runter, damit die Lager
frei waren. Dabei ist mir am Schöpfer aufgefallen, dass dort am Trieb zwei
Zähne schräg standen. Weiß der Teufel, wie das passiert ist. Jedenfalls
musste dieser Trieb auch ersetzt werden.
Ein freundliches
Schreiben an SBS Feintechnik und - nichts gehört. Aber dann nach 5 Tagen
eine Warensendung im Briefkasten mit einem Schreiben vom Kundendienst SBS
Feintechnik: Es lohnt sich nicht, für dieses Rad (es lag das komplette Teil
- Trieb mit Rad - dabei) eine Rechnung zu schreiben, senden Sie doch einen
Obolus von 10,- € für die Kaffeekasse! Nichts tat ich lieber! Nochmals
vielen Dank an SBS. Super Kundendienst
Jetzt die einzelnen
Lager ausgemessen, die entsprechenden Hartmessing-Lager bestellt und
gewartet. Aber irgendwann waren diese Teile dann auch im Briefkasten und
weiter ging es: Lager aufreiben, neue Lager einschlagen, neue Lager
aufreiben und das 24 Mal. Zwischendrin immer Test mit der zugehörigen Welle.
Na, hat am Ende alles gepasst.
Die Montage war dann,
wie Ihr Euch denken könnt, nicht so Ohne! Aber mit Geduld und Spucke fängt
man jede Mucke, wie es so schön heißt.
Dann das Werk auf den
Galgen und Probelauf (vorher noch die Gewichthülsen gerichtet und die Ketten
aufgelegt, etc. etc.). Ein provisorisches Pendel habe ich mir dann auch noch
basteln müssen, natürlich nicht mit der Maßgabe, dass damit ein genauer Gang
zu machen wäre. Aber es sollte ja nicht bei der Uhr bleiben, sondern nur für
die Funktionsfähigkeit sorgen. Und das hat es gemacht.
Jetzt zu den
Schlagwerken. Das erste Werk - 4/4-Werk - ist vom Prinzip her ein
Schlossscheibenwerk und wird über einen Vierfach-Auslöser auf der
Minutenwelle in Gang gesetzt. Beim vierten 4/4-Schlag wird dann vor Ende des
4. Viertel das Rechenwerk in Gang gesetzt und die anderen 4 Hämmer schlagen
die volle Stunde. Jeder von Euch kennt die Problematik von
Schlossscheibenwerken? Wenn die sich mal verhaspelt haben, wird es
schwierig. Und hier noch ein Nachgeschaltetes Rechenwerk!
Dabei ist mir dann auch
aufgefallen, dass dieses SBS-Werk keinerlei Möglichkeit hatte, den Schlag
manuell aus zu lösen Wie sollte man (frau) denn bloß das Schlagen wieder in
den griff bekommen, wenn mal das 4/4-Werk ausgesetzt hat?
Im Uhrenforum wurde mir
dann klargemacht, dass diese Werke und Diese natürlich auch, eine
automatische Synchronisation haben (sollten). Nach einigem Suchen dann auch
die Ursache gefunden, warum das hier nicht funktionierte: Hinter der
Schlossscheibe war mal eine Nase, die aber bis auf ca. 2 mm abgefeilt wurde.
Synchronisation ade! Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich diese Scheibe
bei SBS gleich mitbestellt und hätte 1 Problem weniger.
Mir kam da eine Idee:
ein Hebel, eine Halterung, etwas Messingdraht und ein Kettchen waren die
Lösung des Problems.
Also, dass Werk wieder
zerlegt, die "Eigenkonstruktion" hergestellt und montiert, Werk
zusammengestellt, Lager und so mit Öl 4 & 5 geölt, ein wenig Fett BOX an die
Hakenhemmung und wieder auf den Galgen.
Am Kettchen gezogen:
Klappt genau so, wie ich mir das gedacht haben.
Noch ein paar Tage
Probelauf, dann eingepackt und zum Besitzer durch die halbe Republik zum
Aufbauen.
Werk eingesetzt und
langwierig die Hämmer justiert. Dann noch den Ausgleichsschwung (Tick-Tack)
eingestellt und fertig (nach 2 1/2 Stunden) war die Uhr.
Auch das Kettchen fand
seine Bewunderer: Das ist sehr schön, den mit dem falschen Schlag haben wir
schon öfter Probleme gehabt! Und so einfach ist das jetzt?
So, und jetzt hoffe ich
natürlich, dass diese Uhr mindestens genauso lange läuft, wie vorher bis zu
ihrem Defekt!
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Stand:
10.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2018
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