Aug. Schatz & Söhne Lectronic 1958
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Uhren, die ich reparierte

 

Aug. Schatz & Söhne

Magnetpendeluhr Lectronic aus Oktober 1958

 

Diese Uhr habe ich mal vor 3 Jahren günstig ersteigert. Na ja, günstig war sie gerade nicht, aber dafür defekt. Ist doch auch was, oder?

 

Zur Technik: Es handelt sich um eine Uhr, die durch das Magnetpendel angetrieben wird. Das Pendel hat am unteren Ende einen Permanentmagneten und darüber in einer Messinghülse ein verstellbares Gewicht, um den Gang regulieren zu können. Das Pendel selbst ist in der Länge nicht verstellbar, bis auf die Grundeinstellung der Länge durch ein Lang-Loch in der unteren Pendelfeder-Halterung. Leider läuft hier der Magnet und das Gewinde zum Verstellen in Aluminium! Das führt nach vielen Verstellungen unweigerlich zum Klemmen. Und das ist ohne neue Alu-Buchse nicht zu beheben! Und Ersatzteile gibt es natürlich nicht mehr, hat doch die Firma Aug. Schatz & Söhne bereits 1986 Konkurs anmelden müssen.

 

Die Schaltung entspricht im Prinzip der KUNDO-Schaltung, ist aber stark abgewandelt worden: Eine Sensorspule und eine Arbeitsspule. Als Bauteile ein Transistor OC71 von VALVO, eine Diode (Germanium) von AEG, ein Kohleschicht-Widerstand mit 22 kOhm und ein Vorwiderstand 120 Ohm 3 Watt. Betrieben wird das alles mit einer Baby-Zelle, die mit der „Elektronik“ im Sockel untergebracht ist. Allerdings kommt man hier überall gut dran, im Gegensatz zu den Spulen der KUNDO-Uhren.

 

Was war nun defekt und warum habe ich 3 Jahre gebraucht, biss ich da mal ran gegangen bin?

1.)    Die Zeiger hatten keinerlei Reibung mehr. Der Minutenzeiger hängt immer unten.

2.)    Das Pendel ist nicht zum Pendeln zu bewegen.

3.)    Die Pendelfeder war „Gebastelt“.

 

Also darum hat die Uhr so lange in der Ecke gestanden. Jetzt wurde das Werk zerlegt und ab ins US-Bad zur gründlichen Reinigung. Dabei musste ja auch die Pendelfeder raus und die Gelegenheit bot sich an, eine passende für dieses Werk zu suchen. Die „Neue“ musste ein Lang-Loch am unteren Ende haben, damit das Pendel in der Höhe über den Spulen genau justiert werden kann. Abstand: 1 – 1,5 mm! Die Montierungen der Feder musste ich noch durch Auflöten von dünnen Messingstreifen passend für die Halterung und das Pendel machen. Vor- und Zurück darf sich die Feder bewegen, aber ein Spiel Seitwärts führt zu Schlagen des Pendels und die Uhr kann nicht reguliert werden.

 

Einfacher war da schon den Fehler in der Zeigerreibung zu beheben. Da hatte sich, wohl durch unsanftes Hantieren, mal die Klemmbuchse über dem Minutenrad gelöst und da das Werk ja in Einzelteilen auf dem Tisch lag, wurde er mit einem sanften Schlag wieder in die richtige Position gebracht.

 

Jetzt musste noch der Fehler in der „Elektronik“ gesucht und behoben werden, denn hier tat sich rein gar nichts. Spulen in Ordnung (Ohmsch gemessen), Transistor auch ok (mit Messgerät überprüft) die Diode war auch in Ordnung, blieb also nur noch einer der beiden Widerstände als Übeltäter übrig. Letztendlich war es der Kohleschicht-Widerstand! Statt dem aufgedruckten Wert von 22.000 Ohm zeigte mein Messgerät 850.000 Ohm. Entschieden zu viel. Diesen Widerstand ersetzt, alles getestet, und sie bewegt sich wieder!

 

Jetzt wieder alles zusammen gebaut und angeworfen. Mal sehen, wie genau die Uhr ist.

Nachsatz: Das Kaliber dieser Uhr ist TS und sie geht sehr genau. Nur das Regulieren ist ein Geduldsspiel......

Das Pendel

...und die Aufhängung...

Die Pendelfeder muss genau in der Länge stimmen, sonst schleift das Pendel auf dem Magneten.

Schmales Werk von der Seite.

Vor dem Bad, die Werk-Teile.

Pendelfeder mit Fortschalthebel.

Die Minutenwelle

...und unter dem Rad die Zeigerreibung, die in diesem Fall defekt war.

Zurück aus dem US-Bad.

Die Rückseite der Uhr.

Das Kaliber TS aus 10.58

Eigenkonstruktion der Pendelfeder.

Sie bewegt sich wieder.

Auf dem Schrank da steht ein Schatz...

Endlich fertig, der Schatz ;-)

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(c) Rolf-Dieter Reichert, Stand: 12.09.18