August Schatz & Söhne Serie 1881 Nr. 2
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Uhren, die ich reparierte

Wieder eine Jahresuhr Serie 1881 zum 100-Jährigen Firmenjubiläum der Firma August Schatz und Söhne 1981 in limitierter Stückzahl gebaut.
 

 

Diese Uhr wurde im Jahr 1981 zum 100-Jährigen Firmenjubiläum der Aug. Schatz & Söhne in Triberg in einer einmaligen Serie aufgelegt. Leider kenne ich die genaue Anzahl nicht. Es gibt Aussagen, die liegen zwischen 500 und 5000. Ich nehme aber an, dass die Nummerierte Serie 1000 Stück zählte. 

Der Besitzer fragt mich per Mail, ob ich eine solche Uhr wieder zum zählen der Zeit bringen könnte. Bei seiner war die Pendelfeder gerissen. 

Nun, bei Jahresuhren ist ja bekanntlich die Pendelfeder das empfindlichste Teil des Werkes. Aber Brechen oder Reißen wird die von alleine nicht. Dazu bedarf es schon eines Eingriffes von Außen und das heißt dann, die Uhr hatte schon vorher irgendwelche Probleme. Sei es ein ungenauer Gang oder gar ein Auspendeln (stehen bleiben). 

Nachdem also die Uhr bei mir auf dem Tisch stand und ich sie mir genauer betrachtet hatte, dann die Diagnose: Total verölt mit dem falschen Öl. Und die Pendelfeder (oder das, was davon übrig war) war falsch. So konnte die Uhr nie gelaufen sein. 

Die erste Maßnahme war also das Werk in seine Einzelteile zerlegen und im US-Bad gereinigt. Diese Prozedur musste ich hier 3 x wiederholen, so hartnäckig waren das Öl und der Schmutz. Aber dann war fast alles von den teilen herunter. 

Jetzt das Überprüfen der Lager und Zapfen: Keine Probleme. Das doch recht klebrige Öl hatte wohl verhindert, dass sich noch etwas im Werk bewegen konnte und damit größeren Schaden verhindert. 

Nun kam die Pfriemelarbeit, das Polieren und Konservieren der Teile, denn das Messing sollte ja nicht nach ein paar Wochen wieder angelaufen sein. Helferlein waren hier die Polierpaste für Messing und Kupfer, so wie anschließend das Konservierungs-Wachs. 

Nach dieser Prozedur müssen immer die Lager neu gereinigt werden, damit weder Polierpaste noch das Wachs in den Lagern sitzt. Putzhölzer in Mengen werden dabei verbraucht. 

Das Werk wird montiert und auf den ebenfalls gereinigten Stuhl gesetzt. 

Jetzt noch die Pendelfeder anpassen. Für diese Uhr (Scheibenpendel) gibt es keine Pendelfeder, die sofort passen würde. Also musste die Pendelfeder angepasst werden. Zur Erklärung: Die Dicke der Pendelfeder bestimmt die Federkraft. Ist die Feder zu stark (dick), läuft die Uhr zu schnell und umgekehrt. 

Die Länge der Pendelfeder spielt entgegen der allgemeinen Meinung keine große Rolle beim Gang. Hier macht es ca. 4 Sekunden in 24 Stunden aus, wenn die Pendelfeder um 6,5 mm gekürzt wird. Auch das Gewicht des Drehpendels spielt keine große Rolle bei der Ganggenauigkeit. Das Gewicht ist aber für den sog. „Abfall“ der Hemmung wichtig. Lediglich der Durchmesser des Drehpendels ist für den genauen Gang der Uhr maßgebend. Aber vorher muss halt die Pendelfeder stimmen! 

Bei der Anpassung bin ich also folgendermaßen vorgegangen: Die Platine und damit die ungefähre Stärke der Feder war anhand von Fachbüchern ermittelbar. Dann habe ich diese Feder mit der oberen Montierung und der Unteren versehen, eingehängt und auch das Pendel angebracht. Nun das Pendel in Drehung versetzt. Die Pendelschwingung (Halbdrehung) war bekannt (das kann man im Fall der Fälle auch messen), hier 8 Perioden in der Minute. Also mit einer Stoppuhr diese Halbdrehungen gemessen. 

Die ersten Messungen waren natürlich zu schnell. Also die Feder wieder raus, obere Montierung ab und mit 1200 er Schleifpapier die Dicke der Feder von beiden Seiten verringert. 

Die ganze Prozedur solange wiederholen, bis die 8 Halbdrehungen genau in 1 Minute ausgeführt werden. Zur besseren Abstimmung dann 32 Halbdrehungen gezählt und gemessen: 4 Minuten zeigte meine Stoppuhr. So ist es gut. 

Wenn Sie das machen wollen / müssen: Darauf achten, dass die Gewichte auf dem Scheibenpendel in etwas in der Mittleren Position sind, damit beim späteren Feinjustieren noch genug „Masse“ zum Verschieben vorhanden ist. 

Bei dieser Uhr (sie hat sich wahrscheinlich Mords gefreut, dass sie das olle Öl los war) hat das erstaunlich schnell und gut geklappt. 

Na ja, wohl auch ein wenig Erfahrung ist dabei gewesen!

 Zum Schluss jetzt noch eine kleine Bemerkung. Diese Serie wurde, wie ja schon geschrieben, zum 100 sten Firmenjubiläum der Firma Aug. Schatz & Söhne / Triberg im Jahr 1981 aufgelegt. Anscheinend gab es bei Schatz aber keine Maschinen und Werkzeuge mehr, um mechanische Jahresuhren herstellen zu können. Daher wurden diese Uhren ausschließlich und limitiert von der Firma Kern und Söhne für Schatz produziert. 

Die Firma Aug. Schatz & Söhne hat leider im Jahr 1986 seinen Geschäftsbetrieb einstellen müssen.

 

Eine schöne Uhr, wenn sie den auch die Zeit zählt....

Die gebrochene Pendelfeder

Ankerlager, in Ordnung, aber total verölt

..und Rost am Trieb!

Da fehlt ein Stück vom wichtigsten Teil der Jahresuhr

Hat da Jemand gedacht, wer gut schmiert, der gut....?

Federhaus voller Öl

Das zerlegte Werk

Fetthaltig wie Pommes

Nach dem US-Bad und Polieren wieder wie neu

Gesetzte Räder und Triebe, eine glänzende Sache!

So muss es sein. Dann klappt es auch.

Da wird sich der Besitzer sicher freuen.

 

 

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Stand: 10.09.18

(c) Rolf-Dieter Reichert 2012