Puppenstuben-Standuhr
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Eine kleine Standuhr für Puppenstuben
 

E.G. Zimmermann / Hanau
ca. 1890

 

Diese Uhr hat eine lange Geschichte. Der Besitzer (ein Ältere Herr) erzählte mir, dass diese Uhr von seiner Frau mit in die Ehe gebracht wurde. Sie (die Uhr) war ein Geschenk eines sehr guten Bekannten seiner Schwiegereltern, die diese Uhr so um 1900 herum als Geschenk erhielten.

Die Uhr stand seit Jahrzehnten einfach so herum. Das Pendel fehlte und daher war es auch nicht möglich, sie zum Zählen der Zeit zu bewegen. Der Sohn des alten Herren fragt mich dann, ob ich mir die Uhr mal ansehen könnte, da sein Vater doch sehr an ihr hängt.

Ich habe dieses alte Stück also mitgenommen und dann stand sie auch bei mir erstmal in der Ecke, ich suchte nach einem Pendel, dass zu dieser Uhr passen würde. Ca. 12,5 cm lang musste es sein. So in etwa eines von einem "Zappler" könnte angepasst werden.

In der Zwischenzeit versucht, etwas mehr über die Uhr heraus zu bekommen. Im "Uhrforum" habe ich einige Bilder der Uhr eingestellt und gefragt, ob Jemand der Forianer etwas mit dem sehr schlecht zu erkennen dem Firmenlogo anfangen kann. Die Antwort kam nach einiger Zeit: Firmenmarke "Carpe Diem" der Firma E.G. Zimmermann, Hanau, gegründet 1842 als Hersteller von Stand- und Wanduhren und Uhrengehäusen. Schon mal ein Anhaltspunkt.

Aber über das Werk (ein 1-Tage-Werk mit Hohltrieben und gestanzten Rädern und Platinen, Stiftankerhemmung) war sicher nicht von E.G. Zimmermann hergestellt, sondern zugekauft und an das Gehäuse angepasst worden, war nicht zu erfahren. Nachdem ich dann auch ein Pendel gefunden hatte, ging es ans Probieren. Und die Probleme begannen erst richtig!

Es stellte sich heraus, dass das 1. Rad (Minutenwelle), das direkt in den Trieb des Federrades eingriff, unter "Karies" litt. Aus unbekannten Gründen war es nicht nur verzogen, sondern so beschädigt, dass es nicht mehr zu Richten war. Also habe ich mich erstmal auf die Suche nach einem hoffentlich passenden Rad im Internet gemacht. Keine Chance, nach ca. 3 Monaten und 6 Schrottwerken habe ich die Suche aufgegeben und den "Uhrmacher meines Vertrauens" aufgesucht. Nach einigen Überredungskünsten wollte er sich das Teil mal ansehen.

Nun, das dauerte auch so 3 - 5 Monate und dann hatte er eine Lösung für das Problem gefunden: Das zerstörte Segment Rauschneiden und durch ein Segment eines Ähnlichen Rades ersetzen. Auch er hatte kein passendes Rad gefunden: 1,5mm im Durchmesser zu klein bei passender Zähnezahl und Eingriff, würde aber nicht greifen. Also hier das entsprechende Segment ausgesägt und mit Vernietung an Stelle des zerstörten Segmentes eingesetzt. Löten wollte er nicht, da die große Hitze wohl das Messing zu weich machen würde.

Endlich konnte ich das Rad abholen. Es gab noch so einige Probleme damit. Es sträubte sich einfach, repariert zu werden: Die Stifte aus dem Hohltrieb haben sich gelöst (das war wohl auch der Grund für das "Durchgehen" des Rades), also auch hier musste nachgebessert werden. Und so weiter, und so weiter. Na ja, normal war der Wert der Arbeit ein Vielfaches des Wertes der Uhr.

Zu Hause an meinem Tisch dann das nächste Problem: ein Stift des Stiftanker war abgebrochen. Also neuen Stift eingeschlagen. Der Uhrbastler (ich!) liebt seine Triebnietmaschine!!! Nächstes Problem: die Befestigung des Ankermitnehmers an der Ankerwelle war lose. Hier halfen einige vorsichtige Schläge mit einem Flachpunzen um das Material wieder fest um den Stahldraht des Mitnehmers zu bringen.

Dann das Pendel anpassen. Hier zeigte sich, dass die Aufhängung auch gerichtet werden musste, das ging aber recht einfach. Dann die Pendelstange (1 mm Stahldraht) mit einem flachen Ende und einem Haken versehen, die Pendellinse (eigentlich nur ein bisschen geformtes Messingblech) auf die Pendelstange geschoben und das Werk angeworfen. Nach richten des Abfall - hier hilft nur Biegen des Ankermitnehmers, lief dann  die Uhr. ENDLICH! Diese Operationen an dem guten Stück haben mit Unterbrechungen fast 1 Jahr gedauert. Aber ohne Reparatur wollte ich diese Uhr dem alten Herren nicht wieder zurück geben.

Danke auch dem "Uhrmacher meines Vertrauens". Ohne ihn hätte ich wohl an diesem kleinen Werk verzweifeln müssen.

Aber nun steht sie auf meinem Tisch in voller Größe (komplett 25,5 cm Hoch und 6,5 cm Breit) und Schönheit: Ca. 120 Jahre Uhr, die wieder die Zeit zählt.

Ich hoffe, auch der alte Herr freut sich über das Ührlein.

Die PendelaufhAengung im Urzustand

Seitenansicht

Sieht nicht gut aus

Arg ramponiert

Na, Schaun mer mol

Hintere Platine

Ziffernblatt-Seite

Vor dem Bade

Marke?

Undeutliche Bildmarke

PendellAenge?

Das hat geholfen.

Die Einzelteile

Gereinigt

Ziffernblattseite

Probleme mit dem Werk

1-Tages-Werk

Mal wieder zusammen

Noch nicht so ganz....

1ter Versuch

Eigentlich ganz hübsch

Noch ohne Rückwand

Und sie bewegt sich doch!

Probelauf, Pendel muss noch viel tiefer.

Sieht schon besser aus.

Wieder komplett

Ist doch ganz hübsch, oder?

 

 

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(c) Rolf-Dieter Reichert, Stand: 15.09.18