Eine mir bislang unbekannte Uhr:
Aug. Schatz & Söhne, mechanische Tischuhr mit
elektrischem Drehpendel-Antrieb.
Da habe ich diese Uhr entdeckt und gedacht „…die will ich
haben“ denn diesen Typ der Firma August Schatz & Söhne kannte ich noch
nicht.
Eine Tischuhr in Silber-Look mit Drehpendel?? Wirklich
was Seltenes oder?
Also die Uhr war für relativ wenig Geld meine. Nach ein
paar Tage war sie dann bei mir und ich bin ja gar nicht neugierig: Gleich
den Karton aufgemacht und ausgepackt.
Zum Vorschein kam eine eigentlich recht ansprechende Uhr.
Versilbertes Gehäuse mit kleinen Fehlern, wie beschrieben. Nach öffnen der
mit Industriehammerschlack-Lack und Klangschlitzen versehenen Tür auf der
Rückseite dann die Überraschung! Das WERK kenne ich doch? Na Klar, Kaliber
SCHM aus der Schatz „Ships Bell“ Glasenuhr.
Ein Blick in das Innere.
Und hier die Uhr bereits zerlegt:
Und das
Drehpendel? Na. Der Standard-Antrieb für die Drehpendeluhren ab ca. 1978,
das „Pendelaggregat“.
Und hier war dann auch schon der erste Fehler zu finden:
Das Aggregat pendelte nicht! Ein Vorreparateur hatte den Antrieb wohl mal
zerlegen wollen und hat dabei die Pendelspirale gleich mit zerlegt. Den
Fundus durchsucht, etwas gefunden, eingebaut und er pendelt wieder.
Nun das Werk SCHM. Das wollte keine Töne von sich geben.
Dazu muss man sagen, das SCHM ist für die Miniatur-Glasenuhr „Ships Bell“
konzipiert worden und musste sich für diesen Einsatz in der Tischuhr einiges
an Umbauten gefallen lassen. Zuerst natürlich wurde die Staffelscheibe des
Rechenwerkes gegen eine 12-Stufige ausgetauscht. Die Mechanik zur
Unterdrückung des ½ Doppelschlages um Halb wurde ausgebaut. Die Federkerne
beider Werke – die Glasenuhr wird von Vorne aufgezogen – sind für das
Aufziehen von hinten geändert worden und da ja das Stellen der Uhr nicht
mehr von Vorne über die Zeiger geschehen konnte, wurde auch die Zeigerwelle
mit Zeigerreibung nach hinten verlegt und so gestaltet, dass sie mit dem
Aufzugsschlüssel bedient werden konnte.
Am Werk waren keinerlei Defekte zu finden. Alle Lager
waren Sauber und noch Passgenau. Auch die Neuralgische Stelle, das
Großbodenradlager, war in Ordnung. Aber wie schon angemerkt, die Uhr wollte
partout dem Besitzer (also mir) nicht durch Klänge sagen, welche Zeit es
ist. Nun ja. Profaner geht es wirklich nicht mehr! Der Bolzen, auf der die
Glocke befestigt war, ist aus der Vernietung gelöst worden und hing nun auf
½ acht herum. Ich habe dieses Teil also folgerichtig wieder vernietet.
Und ab diesem Moment lies die Uhr die übrigens sehr genau
die Zeit zeigt, wieder einen feinen Glockenklang ertönen. Zur vollen Stunde
die Anzahl und um Halb nur 1 Kling!
Als Zeitgeber dient hier übrigens das bewährte
Echappement, hergestellt in der Schweiz. Daher stimmen auch die Angaben auf
dem Werk: Seven (7) Jewels. Auf dem Werk ist übrigens, wie bei Schatzens
nach 1945 üblich, das Herstellungsjahr und Monat geprägt: 78 / 1. Also
Januar 1978.
Blau: Die Firmen-Marke und das Herstellungsdatum (die 7
ist etwas verunglückt).
Gelb: Das Echappement zur Hälfte.
Jetzt meine Vermutung zu dieser doch sehr seltsamen
Zusammenstellung der Uhr: 1986 musste die Jahresuhrenfabrik Konkurs
anmelden. Vorher wurden jedoch noch alle Teile, die Verwertbar waren,
verbaut. Diese Uhr hier ist nach meiner Meinung ein schönes Exemplar, aus
der Not geboren.
Alles scheint wirklich fabrikmäßig hergestellt worden zu sein. Auf dem
Ziffernblatt das obligatorische "Made in Germany" Dann Schatz unter der 12
und auch sonst keine Bastelarbeit. Nur wie gesagt: Eine seltsame
Zusammenstellung. Unten im Sockel eine Batterie für die Stromversorgung des
"Pendelaggregates" und im Gehäuse das mechanische Werk.
Sie hat jetzt einen schönen Platz bei mir und
vielleicht überlebt sie mich ja und findet dann wieder einen Liebhaber.
…übrigens: Alle meine Uhren gehen nach wie vor
🤣.