Eine große Uhr...
die Weltzeit-Uhr von
Kienzle.
Bei dieser Uhr fragte
der Besitzer, ob ich sie (die Uhr) mir mal ansehen würde und wieder zum
Zählen der Zeit bringen könnte. Meine Antwort war (natürlich) JA! Vorgabe
war auch eine Aufarbeitung des Gehäuses.
Es ist schon eine
besondere Uhr, diese Weltzeituhr. Der Durchmesser ist 26 cm und die Höhe mit
Sockel 29 cm. Und sie hat ein gutes Gewicht – 3,3 kg.
Der erste Augenschein
war nicht so gut. Das Gehäuse war im Laufe der Jahrzehnte (fast 60 Jahre)
arg angelaufen und da, wo sie ehemals mit Lack überzogen war, sah es schlimm
aus. Na ja, sollte zu Schaffen sein, sie wieder zum Glänzen zu bringen.
Also erst mal alles
Demontiert. Das riesige Uhrenglas und der Fuß waren mit Klemmscheiben mit
dem Rückteil verbunden und ließen sich recht einfach lösen. Das Ziffernblatt
war dann mit 4 Schräubchen auf Pfosten mit der Gehäuse Rückseite verbunden
und musste natürlich auch abgenommen werden, denn ich musste mir ja auch das
Werk anschauen, da die Uhr hin- und wieder stehen blieb. Hinter dem
Ziffernblatt dann das Blatt der Weltzeitzonen, gelagert auf dem Stundenrohr
und mit einem großen Zahnrad angetrieben. Auch das kein Problem. Dahinter
verbarg sich dann die erste Überraschung: Ein Gesperr für die Gangfeder.
Auch gleich sichtbar waren hier schon die Unruhe und der Anker, beides mit
Kloben an der Werkplatine befestigt. Das sollte sich noch als sehr hilfreich
erweisen, konnte so doch die freiliegende (ohne Federhaus) Gangfeder so
besser abgelassen werden.
Ein erster Blick auf das
Werk ließ mich Schaudern: Überall Rost und Schmiere. Wirklich nicht schön
und teilweise so aggressiv, dass Bauteile schon angegriffen waren, z.B. die
Zugfeder und die Zeigerreibung. Also wie erwartet, eine komplette Revision
war angesagt. Alles demontiert!
Die Herausforderung war
die Zugfeder, die nicht in einem Federhaus untergebracht war. Dummer Weise
kam man auch nicht an die Sperrfeder und den Sperrhaken heran, um die Feder
zu entspannen. Also das Werk blockiert und die Unruhe und den Anker (fein:
mit Kloben gelagert!) entfernt und dann vorsichtig das Werk ablaufen lassen,
bis das Gesperr diese Angelegenheit beendete. Dann das Gesperr auch
ausgebaut und jetzt die Umdrehungen des Federanker gezählt, bis die Feder
Entspannt war. Nun mit Kabelbinder die Feder zusammen gebunden und dann den
Deckel darüber entfernt und mit etwas Kraft (sie lag an 3 Pfosten an) die
gebundene Feder entfernt.
Die Feder sah schlimm
aus und ich hatte schon die Befürchtung, dass sie nicht zu retten war.
Überall Rost und Schmier! Um Verletzungen zu vermeiden, dicke
Arbeitshandschuhe angezogen und den Kabelbinder aufgeschnitten. 3,8 Meter
Federstahl! Mit einem Wolllappen und Waschbenzin die Feder abgerieben und
dann begutachtet: Mein Stein, der vom Herzen fiel, war wohl im Keller
gelandet: der Rost war nur oberflächlich und hatte (noch) nirgends den Stahl
(auch unter der Lupe) angegriffen!
Einen frischen Lappen
mit weißer Vaseline und die Feder gründlich eingerieben und an die Wand
gehängt. Das Einfädeln würde noch viel Spaß bringen.
Der Rest sollte
eigentlich Routine sein: Werk zerlegen, die Zapfen blieben schon in den
Lagern stecken, und ab ins US-Bad. Alles gründlich gereinigt und überprüft.
Lager geputzt, Zapfen gereinigt und poliert, alles wieder montiert und dann
bei der Unruhe gestutzt: Da stimmt doch was nicht!? Die Spirale war sehr eng
und das Ende mit einem sehr kurzen Knick direkt im Spiralklötzchen
VERKLEBT!!! Der Rücker war zwar vorhanden, aber ohne Wirkung, da der
Schlüssel (Stifte) nicht vorhanden waren. Jetzt war guter Rat teuer.
Also erstmal die Spirale
gerichtet, da sie auch nicht wirklich flach gelaufen ist. Sie eierte so zu
sagen wild durch die Gegend. Bei dieser Gelegenheit auch gleich den Endbogen
erweitert, da ja der Rückerschlüssel irgendwo eingreifen sollten und nicht
von Außen auf die Spirale drücken durften. Nun, für mich als Grobmotoriker
war das eine Tagesaufgabe, in der alten Halterung einen neuen Schlüssel
unter zu bringen. Zwei Stückchen einer alten Drehpendelfeder konnte ich im
der Halterung vernieten. Auch den Zwischenraum, in dem die Spirale läuft,
konnte ich (Hoffentlich) richtig einstellen. Jedenfalls lag nur die
Innenseite der Spirale am Schlüssel leicht an und der ließ sich, ohne die
Spirale zu stauchen, frei bewegen.
Jetzt kann der spannende
Moment, wo die Gangfeder wieder eingezogen wurde. Eigentlich verblüffend
einfach: Da wo der Federanker einhakt, etwas Nachgebogen, die Feder
eingesetzt und den Deckel drauf. Dann einfach den Schlüssel gedreht bis der
Endhaken eingehakt werden konnte und dann noch ein paar Umdrehungen und die
Schrauben vom Deckel angezogen. Das Gesperr eingesetzt, fertig. Nach
Freigabe des Werkes lief die Unruhe sofort an, aber schon am Klang war zu
hören, dass der Abfall nicht stimmte. War ja klar, nach den Manipulationen
an der Spirale.
Jetzt musste ja der
Abfall wieder neu eingestellt werden. Das ging nur über die Rolle. Schlitz
leicht aufspreizen und Reif verdrehen. Dauerte ca. 4 Stunden (ist ja keine
Routine bei mir) bis der Abfall ganz gut stimmte (meinte mein Junior von
Greiner) und zum Abschluss dann den Gang noch eingestellt. Phu! Das war eine
Arbeit! Na ja, wieder was gelernt, gelle?
Nachdem das Werk nun zu
meiner Zufriedenheit funktionierte, ging es ans Polieren vom Gehäuse. Hier
erspare ich dem geneigten Leser besser meine Kraftausdrücke!! Nur soviel:
Mellerud Polierpaste, mein Schleif- und Poliermotor und das Renaissance Wax
haben es zum Ende doch gerichtet.
So präsentiert sich nun
also eine Weltzeituhr von Kienzle, die wieder die Zeit der Welt genau zählt!
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So kam sie an
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Die Rückseite
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Voll Messing
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Das Gesperr
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Die Ziffernblatt-Seite
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Links
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Rechts
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Die Marke
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Rückseite mit Rückerzeiger
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Die Weltzeit-Scheibe
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Das schöne Ziffernblatt
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Das sollte in einer Uhr nicht zu sehen sein....
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Die Zeigerreibung
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Praktisch unwirksam
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Rost auch hier
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Hm, da fehlt doch was? Der Rückerschlüssel
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Zeigerreibung die Zweite
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Da fehlt doch was?
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Das Gesperr
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Auch hier Rost!
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Steinlager
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Die Platinen, alles verklebt
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...und so sieht sie jetzt aus...
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Stand:
05.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2010
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