Auftragsarbeit
Hier eine Wanduhr der Firma
"Gustav Becker Freiburg (i. Schl.)"
Diese Uhr hat mir eine
gute Bekannte anvertraut, nachdem sie schon bei einigen "Uhrmachern" viel
Geld für Reparaturen bezahlt hatte. Die Uhr ist ein Erbstück und auf dem
Werk sind die Marken der Firma Gustav Becker sowie die Marke der
Goldmedaille eingeprägt. Damit steht fest, dass das Werk aus der Herstellung
der Firma Gustav Becker stammt. Herstellungsjahr des Werkes nach der
Werksnummer (510924) nehme ich so um 1886 an. Das Schöne, aber leider
schlecht restaurierte, Gehäuse dürfte ebenfalls so um 1886 entstanden sein.
Das Uhrwerk ist komplett in Messing gearbeitet,
mit den beiden Marken, wie sie für Gustav Becker charakteristisch sind. Das
Schlagwerk ist ein "Rechenwerk" mit Schlag auf 4 Tonstäbe (Harfen-Gong Oest.
Pat.). Und hier begann das Problem der Uhr (oder sollte ich besser Schreiben
- der Uhrmacher???).
Der Rechen selbst war so
(ver)justiert, dass er immer auf das Stundenrad auflief. Dadurch war
natürlich kein Stundenschlag möglich und noch schlimmer: Die
Schneckenscheibe lief gegen den Rechenhebel und blockierte dadurch das
Werk komplett. Dieser Fehler konnte nach Demontage des Werkes und Abnehmen
des Ziffernblattes schnell behoben werden. Auch der Freilauf des
Schlagwerkes musste neu eingestellt werden, auch kein Problem.
Das Werk selbst ist gut
im Schuss und zumindest hier haben meine Vorgänger gute Arbeit geleistet.
Gutes Uhrenöl verwendet und es gibt auch keine ausgeschlagenen Lager. Jedoch
war die Hemmung so verstellt, dass die Uhr ca. 12° nach links aus dem Lot
hängen musste, damit ein Tick Tack zu Hören war, knapp, dass das Pendel
nicht gegen das Gehäuse schlug. also hier die Hemmung neu justieren, auch
kein großes Problem. Unangenehm war auch, dass die Aufhängung des Pendel
total verbogen war. Anscheinend wurde die Uhr mal mit eingehängtem Pendel
unsanft Transportiert. Aber auch das ließ sich beheben.
Nach diesen Arbeiten kam
dann der Probelauf (ohne Ziffernblatt, damit ich die Tonstäbe und den
Anschlag der Hämmer justieren konnte). Die Pendellinse habe ich dann noch
poliert und mit Zaponlack konserviert, das Ziffernblatt aufgesetzt und der
Gang eingestellt.
Zum Gehäuse ist zu
Sagen, dass es wohl mal vom Holzwurm heim gesucht war. Da wurde dann die
Rückwand ersetzt, aber durch eine Pressholzplatte. Und noch nicht einmal das
Furnier läuft auf der Rückwand senkrecht, sondern Quer. Ich werde mit der
Besitzerin der Uhr mal reden, ob es sich nicht lohnen würde, diese
"Rückwand" von einem guten Schreiner gegen eine aus Vollholz ersetzen zu
lassen. Das würde den Wert der Uhr um einiges steigern. Die Tür hat übrigens
auch geklemmt. Da hat einer meiner "Vorreparateure" mit groben Sandpapier
die Kanten oben und unten schön rund geschliffen, ohne das Problem zu
beseitigen. Ein befreundeter Schreiner hat das behoben und jetzt kann die
Tür wieder geöffnet werden, ohne das die Uhr gleich von der Wand fällt.
Das Ziffernblatt hat
arabische Stundenziffern. Auf dem Ziffernblatt gibt es keine weiteren
Marken..
Alles
in Allem hat mir die Arbeit an dieser Uhr sehr viel Freude bereitet.
Das sie nun wieder genau die Zeit zeigt und mit ihrem satten Klang meine
Besucher und mich erfreut, ist einerseits sehr schön, aber traurig bin ich
schon ein Wenig, denn sie muss ja bald wieder zurück zu ihrer Besitzerin,
die sich nun nach Jahren des Stillstandes (2002 war der letzte
Reparaturversuch) darauf freut, dass die "Gustav Becker" wieder in Ihrer
Guten Stube hängen wird. Und vor Allem, dass sie wieder die Zeit zeigt und
auch verkündet.
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Da hängt sie wieder, die "Gustav Becker" |
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Justierung der Hämmer und der Klangstäbe |
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Die Marken "Gustav Becker" und "Medaille de Or" |
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Hinter dem Zeiger der "Übeltäter", der auf das Zahnrad auflief |
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Seitenansicht mit Hämmern |
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Stand:
10.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2018
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