Hier eine
Aug. Schatz &
Söhne
Quarzuhr mit
Drehpendel und Glockenschlag
Diese Uhr hat ein
Uhrwerk, dass als Taktgeber eine Transistorschaltung verwendet. Es ist also
keine Jahresuhr. Das Gehäuse ist das einer Jahresuhr, Messing mit
Kunststoffdom. Das Baujahr ist ca. Ende 1970. Genau kann ich es nicht sagen,
aber Vieles deutet darauf hin.
Das Uhrwerk hat die
Marken "Aug. Schatz & Söhne". Es
ist eine Transistorschaltung, die durch eine Spule den Anker des Werkes in
Bewegung setzt. Das Drehpendel wird durch einen Ähnlichen Antrieb im Sockel
bewegt. Die Stromaufnahmen dieser Schaltungen sind sehr gering,
ca. 85µA. Damit hält eine Batterie mindestens 2 Jahre, wenn sie (die
Batterie) nicht vorher ausläuft!
Das Drehpendel ist oben
in einer Magnetlagerung fixiert, unten wird es durch eine Kugel, die auf
eine Achse des Antriebes sitzt, im Konus der Lagerung ebenfalls zentrisch
gehalten. Das ist auch ein kleines Problem: Beim Transport verklemmt sich
dieser Konus sehr leicht und dann hilft einfach das Pendel anheben und
vorsichtig wieder aufsetzen. Meist läuft es dann wieder. Es hat aber keine
Auswirkungen auf den Gang der Uhr.
Die Uhr war in einem relativ guten Zustand, nur hat das
Schlagwerk nicht funktioniert. Es hat geschlagen, wie der Zufall es wollte,
obwohl der Verkäufer behauptete, die Uhr sei topp in Ordnung. Das ist eben
das Risiko bei Käufen in der Bucht.
Das Messing wurde auf altbewährte Weise
behandelt und glänzt jetzt wieder.
Das silberne Ziffernblatt hat
arabische Stundenziffern. Unter der 12 steht die Marke "Schatz", und
über der
6 "Quarz", dass obligatorische "Made in Germany" unter der 6 - siehe dazu
auch meine Einleitung "Geschichte des Made in Germany".
Es gibt keine
Stellschrauben zur Justage der Uhr, auch das Drehpendel kann nicht arretiert
werden, ist auch nicht notwendig.
Das Uhrwerk ist in das Gehäuse eingeclipst, was eine Reparatur
ungemein erschwert. Nämlich auch hier befindet sich das Schlagwerk, ein
Rechenwerk, hinter dem Ziffernblatt und ist dazu noch durch das Uhrengehäuse
abgedeckt. Zum öffnen muss also immer das Werk aus den Gehäuse genommen
werden. Das war, durch die Clips, nicht einfach. Aber auch hier: Übung
macht den Meister.
Auch dieses Werk musste
komplett zerlegt werden, die Kunststofflager und Räder wurden vorsichtig
gereinigt und der Fehler am Schlagwerk auch bald gefunden: Das Staffelrad
(auch Kunststoff) war an seiner schwächsten Stelle gebrochen und ließ sich
nun fast ohne Widerstand auf dem Stunden- (oder Viertel-) Rohr verdrehen.
Damit war natürlich ein korrektes Schlagen unmöglich.
An einen Ersatz der
Staffelscheibe war nicht zu
Denken. Als Lösung blieb mir nur das Verkleben der Staffelscheibe auf dem
Stundenrad. Da der Abstand lediglich 0,5 mm im Original betrug, war das aber
kein großes Problem und zum Probieren eine gute Möglichkeit (viele Uhrmacher
rümpfen jetzt die Nase: Kleben in einer Uhr! Aber hier hat es geholfen!).
Dadurch, da es ja das
Erste Werk dieser Art war, habe ich wohl den ganzen Ein- und Ausbau samt
Komplettzerlegung des Werkes (so was von verbaut) mindestens 15 x
machen müssen. Immer klemmte was Anderes oder da saß ein Hebel falsch, oder,
oder. Auch die Justage des Rechenwerkes war recht Problembehaftet: Die
Steuerung der Klöppel erfolgte durch einen Magnetschalter, der setzte einen
Motor in Gang, der bewegte über Nocken die Hebel der Hämmer und....
Genau die Mischung aus
Elektrik und Mechanik war sehr Problembehaftet, zumal ein vernünftiger
Testlauf wegen der unmöglichen Konstruktion immer nur im vollkommen zusammen
gebauten Zustand erfolgen konnte.
Ganz Ehrlich: Ich habe
für diese Uhr mehr Zeit gebraucht, als für eine Jahresuhr. Und ich war
wirklich hin- und wieder am Aufgeben. Einfach in die Tonne... Aber ich hab
och nie eine Uhr (in den letzten 45 Jahren GRINS) in die Tonne...
Und jetzt steht sie im
Regal und schlägt mit ihrem feinen Klang die Stunden, als sei nichts
gewesen. Eine Augenweide.
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Da liegt der Hase im Pfeffer. |
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Die Staffelscheibe aus Kunststoff ist nicht zu ersetzen. |
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Das zerlegte Werk. Viel Kunststoff der 70er. |
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Rechenschlagwerk, links unter den Glocken der Magnetkontakt |
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Jetzt bimmelt sie wieder. |
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Stand:
05.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2018
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