Diese Uhr ist eine wirkliche
"Rarität"
Sie stammt von einem Schiff der Marine der ehemaligen UDSSR
hergestellt im April 1964.
Hersteller:
2te Moskauer Uhrenfabrik
Vostok – UdSSR
Typ: Schiffs-Wanduhr, Herstellungsjahr
war April 1964
Die Uhr wollte (oder besser – konnte) nicht mehr die Zeit zählen, da ihr „Herz“ gebrochen war.
Das Hemmrad des Echappements hatte keine Zapfen mehr, beide abgebrochen. Ob das jetzt durch einen Sturz der Uhr oder durch das Handeln eines Laien hervorgerufen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
Also zuerst mal das „Ausschalen“ des Werkes. Erstes, kleines Problem: Die Zeiger! Der Zentralsekundenzeiger ging leicht ab, aber dann die Zeigermutter.
Die war mit schwarzem Lack schön "versiegelt" und bewegte sich
keinen Millimeter. Nitroverdünner half und dann löste sich im
wahrsten sinn des Wortes ´das Zeigerproblem.
Da war dann hinter dem Ziffernblatt die Halteplatte aus 3mm Stahlblech, das auf einen Haltering des vollkommen geschlossenen Gehäuses aus irgendeinem Druckguss angebracht war. Nach abschrauben dieser Halteplatte lag dann auch schon das Werk vor mir und ich konnte das ca. 2,5kg schwere Gehäuse samt Lünette erstmal bei Seite legen.
Hier konnte ich auch gleich das defekte Echappement bewundern.
Ein Zapfen war abgebrochen, wahrscheinlich durch Transport mit "Wurfpost"
oder so. Nun ja. Im Gedächtnis gestöbert und dann ist es mir
wieder eingefallen: "POLJOT Russische Sammleruhren" war das
Zauberwort. Diese Firma gibt es seit ca. 1980 in München,
Inhaber ist der Dipl. Ing. Juri Levenberg. Also die Firma mal
angeschrieben und gefragt, was man machen kann. Die Antwort kam
Postwendend: Unsere Uhrmacher können die Unruhwelle neu
anfertigen, koste ca. 74,- €.
Da ich die Uhr auf
jeden Fall wieder an der Wand haben wollte - als Gegenpol zu
meinen Schatz-Glasenuhren - das defekte Echappement nach München
geschickt und nach 5 Tagen kam es wieder repariert zurück, sogar
etwas Günstiger als der KV war. Danke, guter Service!
In der Zwischenzeit habe ich das Werk demontiert und auf Schäden an Lagern und Zapfen untersucht. Alles Bestens, aber Staubtrocken. Nicht wie auf einem
Schiff, sondern eher wie in der Sahara. Aber wirklich: sonst
sind Uhren, die ich auf den Tisch bekomme, immer eingelegt wie
Ölsardinen. Diese Uhr hatte wohl noch nie einen Tropfen Öl
gesehen.
Das besondere an
dieser Uhr ist das Gesperr an der Gangfeder. Durch ein Gesperr
werden die ersten (schwachen) und die letzten (starken) Umgänge
der Gangfeder ausgeschaltet und somit des Werk mit fast
gleichmäßiger Kraftabgabe über die Laufzeit von 10 Tagen
betrieben. Sinnvoll bei einer Uhr, die sehr genau gehen muss. Im
Gegensatz zu meiner anderen, jüngeren U-Boot-Uhr war sonst alles
in Ordnung. Alle Lager geölt wurden dann noch mit Dr. Tillwich
3-5 geölt.
Das Echappement eingebaut, das Spiel des Kronrades
genau eingerichtet und Test mit Zeitwaage: auf Anhieb super Ergebnis. Prima!
Das Komplette Zeigerwerk war auf der Oberseite der
vorderen Platine untergebracht. Aus dem Werk selbst kam nur die Sekundenwelle. Diese
wird dirkt durch die Kronradwelle angetrieben! Hier ist also
generell Vorsicht geboten. Es hat aber den großen Vorteil, dass
der Sekundenzeiger fast schleichend läuft, man sieht kaum
Sprünge wie sonst bei Sekunden.
Nun wieder alles in das Gehäuse und der Testlauf.
Gangreserve 10 Tage. Das Gesperr lässt 4 Volle Schlüsselumdrehungen zu. Ich habe es folgendermaßen eingerichtet: Gesperr vorsichtig – die Feder besitzt ja noch Restspannung!!! – Abgenommen und die Feder total entspannt. Dann die Feder Aufgezogen und die Umdrehungen gezählt, es waren genau 15.
Die Federkennlinien sind am Anfang ca. in einem 1/3 Bereich schwach, dann
ca. 1/3 Bereich fast gleich bleibend und im letzten 1/3 Stark. Um also den Gleichmäßigen Bereich der
Kennlinie nutzen zu können, habe ich die 15 Umdrehungen durch 3 geteilt = 5. Da das Maltesergesperr 4 Umdrehungen zulässt, also die Feder 6 Umdrehungen gespannt und das Malteserkreuz so aufgesetzt, dass die Feder jetzt nicht weiter ablaufen kann. Nun kann man noch 4
volle Umdrehungen des mittleren Bereiches aufziehen, bis das Gesperr ein weiteres Aufziehen blockiert. Somit liegt der Nutzbare Bereich der Federkraft in etwa im Mittel der Federkraft-Kennlinie.
Und
das ist sie nun, meine Sowjetische Schiffsuhr:
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Eine Schiffsuhr aus sowjetischer Produktion
Hersteller 2te Moskauer Uhrenfabrik VOSTOK im April 1964 |
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Das originale Zifferblatt gut erhalten
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Wasserdicht! 2,5 kg Druckguss halten auch großem Druck stand.
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Das reparierte Echappement.
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3 mm Stahlblech als Werkhalter. Hier gereinigt und lackiert.
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Es geht voran mit meiner Russin
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Grundplatte und Werk
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Das könnte auch ein Getriebe für einen Panzer sein. 4 mm Messing
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Wirklich solide und eigentlich unkaputtbar
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Das eingesetzte Echappement. Vorsicht beim Einbau ist geboten!
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Die Serien-Nummer und das Herstelldatum
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Die Seriennummer des Werke und die Hersteller-Punze
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Test mit meinem Weishi. Gang ist gut.
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Nochmal das originale Zifferblatt
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Friedlich vereint an der Wand.
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Stand:
03.02.25
(c) Rolf-Dieter Reichert 2025 |