Wie hängt das "Made
in Germany" mit dem Alter von Uhren zusammen?
Haben Sie auch eine Uhr, zu der Sie einen Rat suchen
oder eine Reparatur wünschen?
Schreiben Sie mir.
Etwas über die
Geschichte des "Made in Germany"
London, im August 1887.
Das Merchandise Marks Act, das
Handelsmarkengesetz, wird verabschiedet. Damit wird es zur Pflicht: auf
allen nach England importierten Waren muss von nun an das Herkunftsland
angegeben sein: „Hergestellt in...“, also „Made in...“
Das war die Geburtsstunde des „Made in
Germany“, denn seit Mitte des 19. Jahrhunderts bauten deutsche Industrielle
britische Produkte teilweise einfach nach und übernahmen manchmal sogar die
britischen Markennamen. Diese Plagiate waren billiger als die britischen
Originale und zumeist von schlechter Qualität. Genau das war das Problem der
englischen Hersteller: Nicht nur, dass die billigeren Waren ihnen die Kunden
wegnahmen – die schlechte Qualität der deutschen Plagiate schädigte auch den
Ruf der britischen Originale.
Deutsche Industrieprodukte hatten zu dieser Zeit nicht ohne Grund den Ruf
„bad and cheap“, also schlecht und billig zu sein.
Besonders im Bereich Haushaltswaren waren
deutsche Produkte stark auf dem britischen Markt vertreten. Wie stark
allerdings, das erkannte man erst mit dem Handelsmarkengesetz: Auf einmal
trugen viele Produkte, die selbstverständlich für britische gehalten wurden,
den Stempel: "Made in Germany". Die britischen Produzenten erschraken und
die Verbraucher waren sehr überrascht: Der Stempel „Made in Germany“ war in
englischen Haushalten sehr präsent, von der einfachen Küchenwaage, über
Uhren bis hin zu Werkzeugen. Diese deutschen Produkte waren nicht
nur billiger, sondern es stellte sich heraus, dass sie entgegen des Rufes
„schlecht und billig“ zu sein, inzwischen auch von guter Qualität waren.
Und so geschah etwas womit keiner gerechnet hatte: die britischen
Verbraucher entschieden sich bewusst gegen heimatliche Produkte und kauften
die billigen und guten deutschen Waren.
Was in England funktioniert, muss doch auch in
anderen Regionen gehen, dachten sich die Produzenten. Und das hat dann dazu
geführt, dass man deutsche Export-Güter immer mit dem Siegel "Made in
Germany" kennzeichnete. So entwickelte sich der Begriff "Made in Germany" zu
einem internationalen Warenzeichen, obwohl er ursprünglich als Warnung vor
deutschen Produkten gedacht war. Anfang des 20. Jahrhunderts blühte die
deutsche Wirtschaft vollständig auf, und obwohl zwei Weltkriege von
Deutschland ausgingen, war der Name "Made in Germany" weiterhin etwas wert.
(Teilweise zitiert aus
WIKIPEDIA)
Also kann man davon ausgehen, dass Produkte,
die mit „Made in Germany“ gekennzeichnet sind, nicht vor 1887 hergestellt
worden sein können.
Nach dem zweiten Weltkrieg begann langsam die
Produktion in Deutschland wieder und da tauchten dann solche Begriffe wie
„Made in US-Zone“ etc. auf. Aber nur 4 Jahre lang, bis zur Gründung der
Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Mai 1949.
Ebenfalls im Jahr 1949, im Oktober 49, wurde
als Reaktion auf die Gründung der BRD die „Deutsche Demokratische Republik“
(DDR) ins Leben gerufen.
Und ab jetzt wird es kompliziert: Einige
Hersteller aus Ost und West verwenden wieder das „Made in Germany“. Aber
dann taucht auf einmal das „Made in GDR“ auf, wohl um sich von den Produkten
im kapitalistischen Westen Deutschlands abzugrenzen und fast gleichzeitig
wird in Westdeutschland das „Made in West Germany“ oder auch „Made in
Western Germany“ auf den Produkten angebracht.
Erst nach der Wende 1990 setzt sich langsam
wieder das „Made in Germany“ als Qualitätszeichen auf den Waren aus
Deutschland durch. Einiges wurde aber noch längere Zeit mit „…..West
Germany“ und auch „…..GDR“ auf den Markt gebracht. Das lag wohl daran, dass
man vorhandene Formen und Werkzeuge benutzte und diese nicht mit viel Kosten
nur wegen des Begriffes GDR oder West ersetzen wollte.
Hier muss noch erwähnt werden, dass das Emblem
„Made in Germany“ KEINEN rechtlichen Anspruch hat, es wird nicht vergeben
und auch nicht erworben. Auch ist, durch die Globalisierung bedingt, nicht
klar abzugrenzen, was denn nun in „Made in Germany“ alles Deutsch sein soll,
kann, darf und so weiter.
Einige Hersteller (nicht nur von Uhren) haben
aber auch zwischen 1945 und 1990 das "Made in Germany", "Germany" oder auch
nur "Made Germany" verwendet. Also auch hier vorsichtig mit der
Zeitbestimmung!
Man kann aber so leidlich ein Herstellungszeitraum nach diesem Begriff
einordnen:
1.) Made in Germany ca. 1887 bis 1945
wirklich alte Produkte!
2.) Made in US-Zone oder so ab 1945 bis 1949 die Zeit
der Besatzung
3.) Made in GDR und Made in West Germany, auch Western Germany und
Made in BRD taucht auf 1949 bis 1990
(unklare Trennung, siehe Text)
4.) Made in Germany
wieder ab ca. 1990
Zum Alter meiner Uhren im Allgemeinen:
Ich versuche, dass Alter meiner Uhren
möglichst genau zu eruieren. Leider ist das nicht immer leicht.
Anhaltspunkte geben da diverse Bücher, von denen ich auch welche besitze und
fleißig zu Rate ziehe. Grobe Einschätzungen kann man mit dem oben
beschriebenen schon machen. Wenn mir z.B. eine Jahresuhr mit „ca. 70-80
Jahre alt“ angeboten wird, und auf dem Zifferblatt oder dem Werk steht „Made
in West Germany“ so stimmt das Alter nicht. Die Uhr ist höchstens 60 Jahre!
Steht aber drauf „Made in Germany“, so kann das Alter stimmen, muss aber
nicht. Bücher wälzen, heißt es dann.
Noch eine Bemerkung zu „Jahresuhren“!
Jeder und Jedes benennt heute eine Uhr mit Glasdom als „Jahresuhr“. Da
stellen sich mir immer die Nackenhaare
L!
Eine Jahresuhr ist eine Uhr mit
mechanischem Werk, dass mindestens 1 Jahr (meist 400 Tage) läuft, OHNE dass
es erneut aufgezogen werden muss (Defekte an der Uhr ausgenommen!!!). Uhren,
die Ähnlich aussehen, aber mit Batterie betrieben werden, oder gar ein
Quarzwerk haben, sind nun mal keine Jahresuhren im Sinne des Erfinders!
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(c) Rolf-Dieter Reichert, Stand:
12.09.18
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