Uhren, die ich reparierte
Hier eine
Eine alte Dame der
Jahresuhrenfabrik Triberg (JUF)
*ca. 1912 und +beinahe 2017.
Diese alte
Dame hatte eigentlich schon ein Kreuzlein vor dem Werk, bevor sie zu mir
kam. Manchmal ist es schon gruselig, was Menschen so mit Uhren anstellen in
der Hoffnung, sie wieder zum Zählen der Zeit zu bewegen. Diese hier,
Hersteller war die Firma „Jahresuhrenfabrik – Triberg GmbH“ kurz auch JUF
genannt, ist gut und gerne 105 Jahre alt. Normal sieht man das dem Messing
schon ein wenig an, lässt sich doch die Patina nicht so ganz verheimlichen.
Aber hier hatte Jemand es doch zu gut gemeint: Nach dem Motto – viel hilft
sicher viel – wurde mit Öl nicht gespart. Leider war da aber auch ein wenig
Säure im Öl und das hat seine Spuren sichtbar hinterlassen. Und nicht nur
das: Auch die Zapfen der Wellen war schön stumpf und Rau. Lange Rede, kurzer
Sinn: nichts bewegte sich mehr bei dieser Uhr, eine Standuhr im wahrsten
Sinn des Wortes.
Aber das kann
behoben werden. Ist sicherlich nicht das Erste Mal und wird auch nicht das
letzte Mal gewesen sein. Nur noch als „Krummen Hund“ bezeichnen konnte man
die Pendelfeder. Bronze, gebrochen und verbogen = Unbrauchbar. Am oberen
Aufhängungspunkt hat auch ein Mensch mal seine Kraft ausprobiert: Das
Messing zusammen gebogen, um einen festen Sitz der Pendelfeder zu erzwingen.
Auch hier konnte der Fehler wieder rückgängig gemacht werden, ohne dass das
Material es allzu übelgenommen hat.
Was habe ich
noch gemacht? Nun ja, erst mal alles zerlegt und ab in das US-Bad mit Cillit
Bang. Zuviel Sidolin oder so klebte an allen Teilen, was den festen Brei
zusammen mit dem Öl so gut machte, dass die Wellen nicht mal bei
abgenommener Platine aus den Lagern fallen konnten. Nach der Reinigung dann
das geliebte Polieren. Alle Fehlstellen habe ich nicht beseitigen können,
waren doch einige tiefe Spuren im Messing. Problematisch war dann das
Polieren der Wellen. Die waren grau geworden. Die Zapfen ebenfalls, aber mit
Geduld bekommt man das wieder hin.
Nach dem
Werk, Werkstuhl und Bodenplatte poliert und mit Wachs versiegelt waren, dann
das Pendel. Zum Glück ist bei den JUF-Pendeln nichts genietet. Man kann
alles zerlegen und einzeln in die Hand nehmen. Aber nicht schlecht gestaunt
habe ich, als ich feststellen musste, dass anscheinend jemand versucht
hatte, den Gang durch verbiegen der Pendelarme zu beeinflussen. Das ließ
sich aber noch gut Richten, wie das Pendel jetzt beweist. Eine neue
HOROLOVAR-Pendelfeder wurde zugeschnitten und eingebaut.
Der erste
Test war schon super: 01:00:3 für 8 Beats bei Pendel-Mittelposition. Der
Rest war dann Routine. Auch den Abfall brauchte ich nur gering
nachjustieren. Zufall? Ganz sicher Zufall!
Und so
präsentiert sich die Alte Junge jetzt.
|
|
Die alte Dame, bedauernswert
|
|
|
Seitenansicht
|
|
|
Die Rückseite
|
|
|
Die Marke der "Jahresuhrenfabrik - Trieberg GmbH"
|
|
|
Das Drehpendel hat auch arg gelitten
|
|
|
|
Das war einmal - eine Pendelfeder
|
|
|
Das ist eine Bronze-Pendelfeder. Zu nichts mehr zu gebrauchen!
|
|
|
Im Testbetrieb
|
|
|
Abfall-Justage
|
|
|
So sieht sie (die alte dame) jetzt aus. Lifting gelungen!
|
|
|
Zurück | Home | Weiter
Hier können Sie mich erreichen!
(c) Rolf-Dieter Reichert Stand:
10.09.18
|