Meine Uhren
Hier meine
Kieninger (Obergfell) 1912
XXL
Sehr große Jahresuhr von Kieninger (Obergfell) ca. 1912.
Höhe mit Glasdom: 48 cm
Durchmesser am Sockel: 24 cm
Diese Uhr ist mir mal so vor
ca. 5 Jahren „zugeflogen“. Ohne Glasdom und arg „vergammelt“.
Die Pendelfeder war
ein Nylon-Faden, der Sockel mit Goldbronze „verschönert“, der Anker sollte
wohl wirklich als Solcher dienen und der Ankerstab war ein „Krummer Hund“.
Damit nicht genug,
war mal statt Öl (hier hätte ein Zuviel wirklich geholfen) Wasser ins Werk
gekommen. Die Räder und Triebe sahen entsprechend aus.
Ich erinnerte mich
wieder an diese Uhr – stand sie doch lange Zeit wegen Platzmangels in einer
Ecke -, als ich nach einem Glasdom für eine 1000-Tage-Schatzuhr suchte.
Da wurde ein Dom
angeboten: Durchmesser 20 cm und Höhe 45 cm. Meine grauen Zellen meldeten
sofort: Kieninger & Obergfell, wolltest du doch schon lange mal….. Gedacht,
getan. Diesen Dom für 80,- EUR inklusive Transport erstanden. Nachdem der
Dom dann auch noch unbeschadet bei mir angekommen war, half keine Ausrede
mehr. Die Uhr musste aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden.
Das Zerlegen dieser
Louvre-Gehäuse ist immer eine wahre Freude für jeden Mechaniker: Fast mehr
Teile, wie die Uhr. Also alles zerlegt, gereinigt und dann ging es ans
Polieren. Erst habe ich es ja nicht glauben wollen: Der Sockel, die Säulen
und das Krönchen sind vergoldet! Nachdem der Dreck ab war, zeigten diese
Teile wieder ihren eigentlichen Glanz. Das dann noch mit dem berühmten Wachs
konserviert und siehe da, es glänzt wie 1911 (oder 1912).
Nun ans Werk: Recht
problematisch, da die Roststellen teilweise schon festgebacken waren. Das
hat noch sehr viel Arbeit gegeben, bis die Innereien wieder so aussahen,
dass sie auch ohne Probleme funktionieren würden. Wenn ich an diese Arbeit
denke, habe ich immer noch einen heftigen Krampf in den Fingern!
Schlimm war auch der
arme Anker zugerichtet. Den wieder gerade zu bekommen, war eine tolle
Sache. Zum Glück waren die Paletten zwar verdreckt, aber nicht vom Rost
angegriffen. Polieren ging einwandfrei. Zur Einstellung benutzte ich dann
ein Sonderwerkzeug von Kieninger zum Justieren der verstellbaren Paletten.
Sehr hilfreich, sparte das Teil doch das dauernde Ein- und Ausbauen des
Ankers. Die Gangfeder aus dem Federhaus war dann ein teil der Routine.
Die Montage des
Werkes war kein Problem. Aber für das Gehäuse braucht man wirklich 4 Hände!
Aber wie sie jetzt so
da steht und still vor sich hin glänzend die Zeit zählt: Es hat sich
gelohnt!
So, ein kleiner, aber
wichtiger, Nachsatz zu dieser Uhr:
Ich habe mich
verschrieben: Nicht 1911, sondern eher 1912!
Der Autor des
Standardwerkes zu Uhren "Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980",
HHS, informierte mich darüber, dass diese Uhr NICHT von Kieninger &
Obergfell stammen könnte, da der Kompagnon Kieninger erst um 1918 bei
Obergfell eingetreten ist. Also von daher muss es wohl heißen: Obergfell
1912. Man(n) lernt ja nie aus. Aber auch hier ein großes ABER: Die Fa. Joh.
Obergfell hat nie mit der Produktion von Jahresuhren geworben. Also, wer war
der Hersteller dieser Uhren? Ein späterer Zeitpunkt des Entstehens dieser
Uhr scheint zwar möglich, aber in Anbetracht der zeitlichen Umstände - 1914
- 1918 WKI, dann folgend politische Unruhen und Weltwirtschaftskrise lassen
es die verwendeten Materialien dieser Uhr wenig wahrscheinlich erscheinen,
den Herstellungszeitraum in diesen Jahren zu suchen.
Mir ist dann noch aufgefallen, dass die Platine 1529
(nach Terwilliger eben Kieninger & Obergfell 1912) sehr große Ähnlichkeit
mit Platinen der JUF hat. Aber die Abmessungen stimmen da nicht überein. Die
JUF-Platinen sind alle etwa 6 mm in der Höhe kleiner. Also auch hier eine
Sackgasse!?
Nun ja. Aber da ist diese Uhr nun mal und es handelt
sich nicht um eine Marriage!. Auch das Pendel wird in dieser Ausführung im
Terwilliger dem Jahr 1911 und Kieninger & Obergfell zugeschrieben. Aber auch
hier: Parallelen zu JUF sind unübersehbar.
Also, auch weiterhin eine rätselhafte Schönheit, diese
Uhr mit dem vergoldeten Gehäuse.
|
|
So hat sich die XXL-Uhr präsentiert
|
|
|
Auch die Rückseite ist nicht besser
|
|
|
Beginn der Demontage
|
|
|
Das wird schon werden
|
|
|
Anker????
|
|
|
|
Cool! Nylonfaden als Pendelfeder!
|
|
|
Polieren wird hier helfen
|
|
|
Auch hier....
|
|
|
4-Hand-Gehäuse
|
|
|
Uhrwerk. Und wurde zum Laufen gebracht!
|
|
|
|
Aha! Feuervergoldet, ohne viel Politur wieder glänzend
|
|
|
Schön
|
|
|
Na, dass sieht schon mal gut aus
|
|
|
Auch die Holzkatze wundert sich
|
|
|
Rost, wo es was zum Rosten gab.
|
|
|
|
Räder gesetzt
|
|
|
Spezialwerkzeug zum Justieren der Paletten
|
|
|
Eingriffstiefe der Hemmung einstellen
|
|
|
Zeigerwerk
|
|
|
Aha. Vorderansicht
|
|
|
|
..und von hinten
|
|
|
Der Abfall muss noch (immer als letzte Justage) eingestellt werden
|
|
|
Testlauf nach ca. 45 Jahren Stillstand
|
|
|
Das gefällt
|
|
|
Jetzt wird noch das Drehpendel zerlegt
|
|
|
|
..und wieder zusammen gesetzt
|
|
|
Auf einem gußeisernen Nachtgeschirrtischchen, Jugendstil so um 1900
|
|
|
Auch von der Seite ein schöner Anblick
|
|
|
Ich habe Fertig un die XXL-Uhr ihren Platz
|
|
|
Zurück | Home | Weiter
Hier können Sie mich erreichen!
(c) Rolf-Dieter Reichert, Stand:
15.09.18
|