Ships Bell Glasenuhr
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Meine Uhren

Hier meine
 

Aug. Schatz & Söhne

Glasenuhr "Ships Bell" mit Miniatur-Barometer
unter einer Konsole IM Holz montiert.

 

Heute mal eine Uhr, die ich (mit Hilfe eines Freundes aus Österreich) wieder zum Leben erweckt habe: 

August Schatz & Söhne, Ships Bell, 8 Day, 7 Jewels. Das ist die “Kleinausgabe” der berühmten “Royal Mariner”. 

Bitte die Glasenuhr NIE mit den Schiffschronometern verwechseln. Beide hatten unterschiedliche Aufgaben: Das Schiffschronometer war (vor GPS) für die Kursberechnung Lebensnotwendig und war daher meist in der Kapitäns-Kajüte untergebracht, während die Glasenuhr für das geregelte Leben auf dem Schiff zuständig war. Als dritte Schiffsuhr gibt es dann noch die „Tidenuhr“, eine Uhr, die für einen bestimmten Küstenbereich die Wechsel von Ebbe und Flut auf dem Ziffernblatt zeigte. 

Etwas zu Glasenuhren vorab.

Glasenuhren sind Schiffsuhren, also Uhren, die vornehmlich auf Schiffen Verwendung fanden und daher niemals Pendel hatten. Als Gangregler ist immer eine Unruh erforderlich, denn diesem Gangregler macht das Schwanken eines Schiffes kaum etwas aus. Pendeluhren würden sehr schnell ihren Dienst versagen. Die Glasenuhren waren die Nachfolger der „Glasen“ – der ½-Stunden-Sanduhren.

Wie ja auch Landratten bekannt ist, wurden auf den Schiffen der Christlichen Seefahrt 6 Wachen über die 24 Stunden gehalten. Das heißt, alle 4 Stunden war Wachwechsel und die nächste Mannschaft musste antreten. In die so leer gewordenen Kojen schlüpften dann die Seeleute, deren Wache gerade geendet hat. 

Wie wurde also so eine Uhr eingesetzt?
Die Glasen (Sanduhr) musste vom Wachhabenden alle ½ Stunde umgedreht werden. Um der Mannschaft dies mit zu teilen, wurde die Schiffsglocke geschlagen. Jedes Umdrehen der Sanduhr wurde
als „Glasen“ bezeichnet. Die Vollen Stunden waren immer gerade „Glasen“ und die ½ Stunde die Anzahl der Vollen Stunde + 1 Glasen, also ungerade. Und zwar in folgendem Ablauf: 

Zitat aus WIKIPEDIA:

Wache

Crew

Glasenschläge - Rhythmus - Uhrzeit

8

1

2

3

4

5

6

7

8

.. .. .. ..

.

..

.. .

.. ..

.. .. .

.. .. ..

.. .. .. .

.. .. .. ..

1. Tagwache (04:00 bis 08:00)
Morgenwache

1

04:00

04:30

05:00

05:30

06:00

06:30

07:00

07:30

08:00

2. Tagwache (08:00 bis 12:00)
Vormittagswache

2

08:00

08:30

09:00

09:30

10:00

10:30

11:00

11:30

12:00

3. Tagwache (12:00 bis 16:00)
Nachmittagswache

3

12:00

12:30

13:00

13:30

14:00

14:30

15:00

15:30

16:00

4. Tagwache (16:00 bis 20:00)
Plattfußwache

1

16:00

16:30

17:00

17:30

18:00

18:30

19:00

19:30

20:00

1. Nachtwache (20:00 bis 24:00)
Abendwache

2

20:00

20:30

21:00

21:30

22:00

22:30

23:00

23:30

24:00

2. Nachtwache (00:00 bis 04:00)
Hunde- oder Hundswache

3

00:00

00:30

01:00

01:30

02:00

02:30

03:00

03:30

04:00

 

Also bei 8 „Glasen“ ist der Wachbeginn, dann geht es weiter mit 1 Glasen, 2 Glasen, 3 Glasen, usw. Bei 8 Glasen dann wieder Wachwechsel, die nächste Crew trat den Dienst an. 

Die „Glasen“ werden heute nur noch auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ geschlagen, aus alter Tradition.

Im Hafen wurde nie „Geglast“. Es gab ja die Kirchturmuhren, die die Zeit angaben. 

Aber jetzt wieder zurück zur Glasenuhr. Ihr könnt Euch an Hand der Tabelle sicher vorstellen, dass der Glasenschlag ein besonderes Schlagwerk in der Uhr voraussetzt. 

Im Prinzip ist hier ein Rechnenschlagwerk verbaut. Unterschiedlich sind folgende Teile:

1.)    Der Auslöser. Bei normalen Schlagwerken ist der Nocken für den ½ Stundenschlag etwas Kürzer wie der des Stundenschlag, damit der Stopphebel des Rechen nicht voll ausgehoben wird. Hier sind beide Nocken gleich lang.

2.)    Die Staffelscheibe ist in 3 Segmente á 4 Staffeln aufgeteilt.

3.)    Eine sinnvolle Hebelanordnung kommt noch dazu, um den 2. Glasenschlag bei ½ zu verhindern.

4.)    Das Hebnägelrad hat Hebnägel in einer Anordnung je 2 Hebnägel kurz hinter einander, dass erzeugt den Doppelschlag.

 

Jetzt aber zur Uhr. Ich sagte ja schon, Hersteller ist August Schatz & Söhne. Und dazu gleich etwas Verwirrendes

Aug. Schatz & Söhne hatte die Fabrik in Triberg / Schwarzwald. Ein Sohn von August Schatz, Carl Schatz, er hatte die Englische Staatsbürgerschaft und hatte in England eine Uhrenfabrik gegründet. Mitarbeiter rekrutierte Carl aus der Insolventen BADUF (Badische Uhrenfabriken) in Gütenbach, von wo er aus der Konkursmasse auch etliche Maschinen nach England holte. Auf Grund der Weltwirtschaftskrise (seine Firma in England florierte nicht so richtig) bot nun die Gemeinde Gütenbach dem Carl Schatz die Gebäude der ehem. BADUF an. Carl gründete 1934 die GUFA. Die Firma war aber auf August Schatz und Rudolf Heim ins Handelsregister eingetragen.

Ab ca. 1958 begann bei der GUFA die Produktion der Glasenuhren für Aug. Schatz & Söhne. Ebenfalls wurden in Gütenbach auch Thermometer und Barometer gebaut und ebenfalls unter dem Namen „Schatz“ vertrieben. Daher gibt es komplette Zusammenstellungen – Glasenuhr, Barometer und Thermometer als Einheit. Dieser Uhren typ und die komplette Einheit kamen beim Publikum gut an.
1980 wurde die GUFA komplett an Aug. Schatz &
Söhne in Triberg verkauft, aber es wurde weiter in Gütenbach produziert, unter anderem jetzt auch Jahresuhren. Es ist sehr schwer, fest zu stellen, welche „Schatz“-Uhr nun wo gebaut wurde. Auch wurden dann in Gütenbach Jahresuhren unter GUFA vertrieben und eigene Batteriewerke etc. entwickelt.
1986 musste die Jahresuhrenfabrik Konkurs anmelden
und die Produktion der Glasenuhren in Gütenbach ging an die Firma KUNDO, die mit 55 Mitarbeitern die Produktion der Glasenuhren weiter betrieb, unter dem Namen „Schatz“!

Diese Ausführungen oben stammen zum Teil aus dem Buch „Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 – 1980 Band 2“
 von Hans-Heinrich Schmid.

 Mir sind bis dato 3 unterschiedliche Kaliber dieser Glasenuhren bekannt: 

1.)    Royal Mariner mit dem Kaliber SCH, wahrscheinlich in Triberg gebaut,

2.)    Ships Bell (GUFA noch unter Schatz) mit dem Kaliber SCHM

3.)    Ships Bell (in Gütenbach unter der Regie von KUNDO) Kaliber 39 

Alle diese Werke sind mit der Bildmarke Aug. Schatz & Söhne gemarkt. Verwirrend, das Ganz, gelle!? 
 

Was war nun mit dieser Uhr? Na, sie lief nicht. Einfach, hm? 

Als erstes war mal fest zu stellen, dass das Gehäuse und Ziffernblatt irgendwie mal mit arger Gewalt in Berührung gekommen sein musst: Das doch recht große Gewinde für die Lünette war arg vernudelt und das Ziffernblatt sah aus, als ob jemand die Lünette dagegen geschlagen hätte. Na ja, Äußerlichkeiten.

Dann kam der eigentliche Fehler zum Vorschein: Der Gangregler – ein Echappement – hat seinen Geist aufgegeben, die Zapfen vom Hemmrad gebrochen. Diesen Fehler sollte ich leider noch öfter sehen müssen

Mir war auch bald klar, was da passiert ist (als Warnung vor dem Nachmachen hier niedergeschrieben): Jemand hat versucht, das Echappement aus zu bauen, ohne die Gangfeder ab zu lassen. Dann ist natürlich, weil seiner Hemmung beraubt, das Werk durchgegangen und vor Schreck wurde versucht, dass Echappement wieder an seine Platz zu drücken und das haben die 0,2 mm Zapfen nicht ausgehalten. Dazu kam dann auch noch, dass die Zapfen der Unruh stark eingelaufen waren

Also den Versuch gestartet, ein Echappement zu besorgen. Keine Chance! Nicht zu machen. Also zum Uhrmacher meines Vertrauens und den um Rat gefragt. Antwort: nein, tut mir Leid, aber das mache ich nicht. 

Die Uhr also im zerlegten Zustand in eine Ecke vom „Unfertig-Regal“ und erst einmal was anderes auf den Tisch. 

Durch Zufall dann eine Baugleiche Uhr aus der Bucht gefischt: Gleicher Fehler

In der Zwischenzeit lernte ich über ein Uhren-Forum meinen Bekannten und jetzt Freund kennen. Er bot mir den Versuch einer Reparatur an, da solche Arbeiten von mir nicht gemacht werden können. Fehlende Werkzeuge und Kenntnisse sind der Grund, ich bin ja kein Uhrmacher! 

Es hat dann einige ¼ Wein, einen Rundflug und eine schöne Bahnfahrt gedauert und das Echappement konnte eingebaut werden. 

In der Zwischenzeit das Werk zerlegt und im US-Bad auf die bewährte Art gereinigt, die Lager und Zapfen überprüft (dabei noch eben schnell festgestellt, dass im Hebnägelrad ein Nagel fehlte), das Werk wieder zusammengesetzt und grob vorjustiert. 

Jeder hier kennt ja die Problematik der Einstellung von Rechenschlagwerken!?. Einige Heber, Räder und Hebel müssen in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen, sonst funzt das nienich. Ich mach da vor dem Zerlegen immer Fotos. Hilft ungemein, aber eine Fummelei ist das trotzdem. 

Also jetzt, lange Schreibe kurzes Ende: 

Da hängt sie, die Uhr mit Barometer und Thermometer und schlägt mit angenehmem Ton die Glasen, auf das ich immer weiß, ob ich schlafe oder wach bin...

Vor dem Zerlegen

Arg mitgenommenes Ziffernblatt

Vorderseite vom Werk

Die Marken von Schatz

Komplette Rückseite

Die Federhäuser sind schon raus.

Alles in Teilen.

Das Schweizer Echappement

Andere Ansicht

Die Zwischenplatine

Räder und Wellen gesetzt

Montage

Auch die Federhäuser sind am Platz

Recht eng geht es zu...

Die Ziffernblattseite sieht gut aus.

Das reparierte Echapement

Detail vom Echappement

Spirale und Unruhreifen

Bodenplatte

Links

Rechts

Draufsicht

Hebnägelrad

Der Rechen

Staffelscheibe, gut zu sehen: 3 Segmente á 4 Stufen für die Wachen

Einige Teile

Fast zusammen

Federhäuser und Platine

Teile

Hebnägelrad eingebaut

Räder für das Schlagwerk gesetzt

Stopper

Der Auslöser

Schöpfer und Rechen

Noch ein Stopper

Von vorne

Bis auf Kleinigkeiten zusammen

Letzte Teile

Na ja, das Ziffernblatt...

Barometer, Thermometer und Glasenuhr

...und fertig. Eigentlich eine schöne Deko...

 

 

 

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Stand: 02.09.18

(c) Rolf-Dieter Reichert 2018