BULLE-Clock "Olympia" 1934
 Home Nach oben

 



Eine alte elektrische Uhr
BULLE-Clock Olympia 1934

 

Diese Uhr war das "Uhrenpuzzle",
sie gehört einem Bekannten

 

BULLE-Clock „Olympia“ von 1934
Serien-Nummer 325048

 

Bulle-Clock hört sich nur Englisch an, der Entwickler war ein Franzose, Maurice Favre-Bulle (geb. 1870 in Besançon). Zusammen mit Marcel Moulin (geb. 1881) entwickeln die beiden Herren den Prototypen einer elektrischen Uhr.

Das erste Patent wird von Favre-Bulle 1918 beantragt für die Konstruktion einer elektrischen Pendeluhr in seinem Namen und im Namen der Witwe Moulin. Das Patent wird 1920 erteilt.
Gründung der Firma Bulle-Clock et Cie. 

Die vom mir wieder auf „Vordermann“ gebrachte BULLE-Clock trägt den Namen „Olympia-Uhr“ und zeigt klare Bauhaus-Züge. Dieses Modell wurde im Jahr 1934 vorgestellt, also 2 Jahre vor der Olympiade in Berlin. 

Diese Uhren von der Firma BULLE-Clock et Cie. waren sehr erfolgreich und bis zum Tode von M. Bulle um 1955 wurden über 330.000 elektrische Uhren hergestellt. 

So, jetzt aber zu dieser Uhr, die bei mir auf dem Tisch gelandet ist. 

Zuerst immer die (fast) gleiche Frage: Ich habe da…. Könntest Du mal gucken. Als neugieriger Mensch kann ich da einfach nicht NEIN Sagen, ein Sprachfehler eben. 

Irgendwann im letzten August (2013) kam dann ein Päckchen an, indem ein Uhrenpuzzle Platz gefunden hatte. Dass das mal eine Uhr war, konnte man klar am Ziffernblatt erkennen, auf dem auch noch BULLE-Clock stand. 

Ich glaube, die Bilder dieser Teile sprechen für sich und eigentlich wollte ich dann doch nicht mehr. Aber der Bekannte, dem diese Einzelteile gehörten, wollte doch so gerne eine funktionierende BULLE haben. Nun, so soll es sein. 

Erstmal habe ich mich ein wenig in die Geschichte der Firma ein gelesen. Dann fing es an mit der Suche nach Informationen. Das Internet ist da eine unerschöpfliche Fundgrube. Nur muss der geneigte Leser dann auch in der Lage sein, die Spreu vom brauchbaren Weizen zu trennen. Und das fiel hier bestimmt nicht leicht. 

Als nächstes dann die Bestandaufnahme der Teile, die ich hatte:
Das Werk total verrostet
Das Gehäuse defekt – ein Fuß abgebrochen
Die Front fehlte
Das „Hintertürchen“ fehlt auch
Einige Scheiben und Abstandhalter samt Muttern fehlten
Die Kontaktfedern waren auch nicht mehr da
Und eine Fortschaltklinge hatte sich in Roststaub verwandelt. 

Aber der Rest war ganz gut bei einander! 

Als Erstes mal Bilder von allen Teilen gemacht, auch vom Werk. Damit würde die Montage dann bestimmt einfacher werden. Dachte ich. 

Die Werkteile ins US-Bad und gehofft, dass der Dreck und Rost abgeht. Tat er nur sehr mühsam. An den meisten Teilen musste wirklich mit harten Bandagen gearbeitet werden. Aber nach einiger Zeit (ich machte immer wieder mal Pause mit dieser „Uhr“) sahen dann die Räder und Wellen manierlich aus und ich konnte an die Montage des kleinen und einfachen Werkes gehen. 

Trotz der Bilder eine reine Probiererei! Denn wie ich feststellte, war das Werk schon vorher falsch zusammengesetzt. Na bravo

Aber mit Nachdenken und so hat es dann doch gepasst. In der Zwischenzeit kamen auch die restlichen Teile, die noch beim Besitzer der Uhr waren, bei mir an. Jetzt wurde ein ganzes Bild aus der Uhr. 

In England habe ich dann einen Uhrensammler aufgestöbert, der eine Ähnliche Uhr in seinem Bestand hatte. Er gab mir wichtige Informationen und auch 2 wichtige Federn konnte ich dort erwerben. Ein weiterer Sammler aus den USA gab Hinweise auf den Stabmagneten und letztlich bekam ich auch noch wichtige Hilfe von einem Uhrensammler – Collector – der mir mit Tipps weiter geholfen hat. An dieser Stelle an alle ein großes Dankeschön! 

So, jetzt war also das Werkchen zusammengesetzt, die Kontaktfeder eingebaut und ich konnte die Batterie anschließen. FRUST! Nichts bewegt sich. Die grauen Zellen in Gang gesetzt und nach Fehlern gesucht. Als Erstes fiel mir die Gabel ein. Hatte ich da beim Reinigen etwa zuviel von der Isolation stehen gelassen? Mit der Lupe überprüft und festgestellt, dass eigentlich der Kontakt gegeben sein müsste. Die Drahtverbindungen untersucht und da war dann schon – zumindest 1 – Fehler: Ich wollte natürlich soviel wie möglich vom alten Material verwenden. Aber die Messingösen mit Kupferdraht drinnen auf Nickel, das gab einfach keinen richtigen Kontakt und es kam kein Strom an der Magnetspule an. Also habe ich diese Ösen durch Messingscheibchen ersetzt und die Drähte an diese Scheiben angelötet, aber so, dass man es kaum sehen kann. 

Jetzt ist Strom geflossen. Prima! Denkste, nichts bewegt sich! Hm, Spule erzeugt ein Magnetfeld aber am Stabmagneten bewegt sich nichts? Da muss doch… Stimmt. Der Magnet war taub, der zog noch nicht einmal eine Stecknadel an.  

Wie reaktiviert man nun einen Stabmagneten? Mit Magnetspulen und viel Strom. Ja, das ging auch, aber nicht für Lange und der Magnetismus war wieder weg. Collector, mit dem ich das am Telefon so nebenbei bekakelte, murmelte dann etwas von Neodym und in der Bucht und so. Das war der Hinweis, der letztendlich die Uhr wieder zu Leben erwecken sollte. 

Neodym sind starke Magnete, die es in allen Formen gibt. Ich habe dann nach Stabmagneten mit 5 mm Durchmesser gesucht und gefunden. Jeweils 1 dieser kurzen Magnete an die Enden des Uhrenmagneten gesetzt (die haben eine recht heftige Magnetkraft – bekommt man kaum wieder ab), Strom, und das Pendel bewegt sich doch! 

Der Rest war dann noch nervenaufreibende Justagen der Schaltklinken und der Kontaktgabel, aber letztlich funktionierte dann doch alles und sogar der Gang ließ sich sehr gut mit dem Pendel einstellen. 

Nun an das Gehäuse. Der abgebrochene Fuß wurde ersetzt, und ein Hintertürchen geleimt und weil ich die passenden Profilleisten nicht bekam, selbst welche zusammen geleimt, aus 3 x 8 und 5 x 5 mm. Jetzt die Befestigung. Es war gar nicht so einfach, so kleine Scharniere zu bekommen, die zur Hintertür passten. HETTICH hatte solche Scharniere im Programm. Nun die Glasscheibe. Ich habe ca. 3 Wochen gesucht, biss ich eine Glaserei hatte, die in der Nähe war und vielleicht so ein Scheibchen (ca. 11 x 17 cm) zuschneiden konnte oder wollte. Die erste: ja, 14 Tage und 25,-€. Hä??? Die nächste dann ein klares NEIN. Recht mutlos dann einen weiteren Versuch in der Ingolstädter Altstadt: Parkplatz vor der Tür, ein freundlicher Herr, aber natürlich. Zeigen Sie mal. Ein Griff ins Regal und schon mit dem Glasschneider die Scheibe zugeschnitten. 3,- €. Auch das gibt es noch. Vielen Dank an diese nette Bedienung und Behandlung. 

Wie macht man jetzt diese Scheibe in dem recht dünnen Rahmen (8 x 3 mm) der Türe fest? Da erinnere ich mich an den Fensterkitt aus vergangenen Tagen. Nun, Leinöl und Mehl wollte ich nicht gerade anrühren, aber RODICO hat natürlich Jeder, der sich mit Uhren beschäftigt. Und das ist super! Auch als Fensterkitt! 

Das Gehäuse war nun auch fertig und endlich konnte alles, was zur Uhr gehörte und bislang auf einem Testaufbau stand, in das Gehäuse eingebaut werden. Eine Fummelei war das schon, da die ganze Mimik nur mit 2 Schrauben befestigt ist. Die Kabel wurden auch gleich angeschlossen (das sichtbare war der alte Draht aus dem Jahr 1930!). 

Die Batterie für diese Uhr hatte im Original die Form der Junghans ATO-Batterie, eine Sauerstoff-Kohle-Batterie mit 1,5 Volt. So ein Gehäuse hatte ich noch. Da habe ich dann die unbrauchbaren Reste der alten Zelle entfernt und einen Batteriehalter für zwei AA-Batterien, die parallel geschaltet sind, eingesetzt. Wenn diese Batterien ersetzt werden müssen, kann man einfach den Deckel abnehmen und die verbrauchten Zellen ersetzen. Und sieht fast original aus. 

Und so steht diese alte BULLE-Clock nun wieder da und zählt die Zeit als hätte sie seit der Olympiade 1936 nicht anderes getan.

Da kann ich, glaube ich wenigstens, ein wenig Stolz drauf sein. ODER?

Das sollte der Fortschalthebel sein.

Da stimmt was nicht.

Schaltfeder in Rost.

Die Serien-Nummer dieses Werkes

Rost wo man hinschaut!

...und gebrochene Teile.

So wird sie mal wieder aussehen.

Blick ins Innere

Das Werk mit Schaltgabel

Andere Ansicht.

Alles Teile, die etwas halten sollten, waren lose!

Pendelfeder und Isochronismus-Feder

Rostwerk

Auch da hat der Rost so vorsich hin gerostet.

Klingen-Lager in Rost!

Das Minutenrad

Eine Schaltfeder war noch vorhanden. Sie diente als Muster für die Zweite.

Das Schaltrad! Man glaubt es kaum: Verrostet!

Die Schnecke war das einzige Teil, dass keinen Rost angesetzt hatte. Ist ja auch aus Messing!

Die Teile nach dem US-Bad

...und der mechanischen Entrostung.

Montage der 3 Räder.

So sieht das Werk schon besser aus.

Schaltklinke aus Federstahl neu gemacht.

Probeaufbau der Mimik.

...und sie bewegt sich wieder.

Ein Stück Sieberdraht 2 mm ist der Kontaktstift.

Die Einstellung der Schaltklinken ist eine Wissenschaft für sich!

Hier werde ich noch zum Modellschreiner.

Das Gehäuse

Das hintere Türchen!

Fertig!

 

 

Zurück | Home | Weiter

Hier können Sie mich erreichen!

 

Stand: 05.09.18

(c) Rolf-Dieter Reichert 2018