GREINER Zeitwaage Chronografic Junior
Zur
Justage von Uhren, passt eigentlich nicht ganz hier her,
aber
da sie mit Röhren bestückt ist, dann doch wieder!
Eigentlich war ich ja der Meinung, für mein Hobby,
Jahresuhren,
brauche ich so ein Gerät nicht.
Weil, bei einer Jahresuhr zeigt
eine Zeitwaage immer nur den mechanischen Tod der Uhr an. Die Hemmung ist
für eine Auswertung per Zeitwaage viel zu langsam: 8 – 16 Ticks pro Minute.
Aber dann ergab es sich, dass
auf einem Mal eine richtige „Schwemme“ von defekten Glasenuhren über mich
und meinen Tisch hereinschwappte. Freute mich natürlich und macht auch
riesigen Spaß, diese Uhren wieder in die Gänge zu bekommen.
Und hier nun zeigte es sich,
dass es doch wohl unerlässlich ist, das Echappement (Gangregler der Aug.
Schatz & Soehne Glasenuhren) per Zeitwaage zu Prüfen und ein zu stellen. Aber
woher nehmen? Und was für eine?
Bekannt auf dem Gebiet sind ja
die Geräte von GREINER. Also speziell danach geguckt und auch eine in der
Bucht gefunden. Nach der Beschreibung sollte die auf jeden Fall für meine
Belange ausreichend sein und günstig habe ich das Teil auch noch bekommen.
Jetzt ging aber die Suche erst
richtig los. Bedienungsanleitung / Beschreibung und wenn möglich, auch noch
den Schaltplan für dieses Gerät (keine Transistoren und schon gar keine
Integrierten Schaltkreise, Röhren! RÖHREN!). Es ging hier um eine Zeitwaage
GREINER Chronografic Junior.
Also bei der Vertretung von
Greiner in Pforzheim (den Namen nenne ich lieber nicht!) nachgefragt und
eine Absage erhalten. Nicht unfreundlich, aber man hat gemerkt, dass meine
Anfrage etwas Lästig war. Kein Geschäft halt.
Hm, da gibt es doch noch die
„GREINER Electronic AG“ in Langenthal / Schweiz? E-Mail geschrieben und dem
netten Herrn in Pforzheim auch mitgeteilt, dass ich mich jetzt mal direkt an
GREINER wende. Verblüfft hat mich die Antwort aus Pforzheim dann aber schon:
Da brauchen Sie (ich) auch nicht Fragen, unsere Tochtergesellschaft hat von
solch alten Geräten auch nichts! Hallo?
Just ½ Stunde später eine
Antwort aus der Schweiz: Es könnte möglich sein, bitte mal Bilder von dem
Gerät. Aber Schaltung wird generell nicht herausgegeben.
Also ein paar Bilder und ab in
die Schweiz (es lebe das Internet – Hoch – Hoch – Hoch) und postwendend die
Antwort: Also, dass das Gerät so alt ist hätten wir nicht gedacht. Aber wir
haben noch Unterlagen (Handbuch und Schaltung) als PDF-Datei angehangen.
Aber noch ein Hinweis: Wir (GREINER) geben keinerlei Support oder technische
Unterstützung für dieses Gerät, auch Ersatzteile sind nicht mehr vorrätig.
Ich bedankte mich recht freundlich und schrieb, dass ich so etwas gerne
selber mache.
Also erst einmal, wie bei allen
neugierigen Menschen, dass Gehäuse auf und geguckt, was da alle so hinter
dem Metall schlummerte: 4 Röhren waren zu sehen 2 x ECC85, 1 x ECL80 und 1 x
PL21. Dazu dann noch die diversen anderen Bauteile. Nun erst mal Papier
besorgt, 38mm Breit, Bonrollen. Hm, zu breit, aber es geht. Dann Strom. Ach
ja, ich vergas, dass bei dem Gerät natürlich auch noch zwei Mikrofone dabei
waren und ein Hörer. Und aus dem Hörer kam laut und deutlich das Ticken
einer Armbanduhr, die ich zu Test drauf gelegt hatte. Na, das war doch schon
was, aber soviel brachte mein selbstgebauter Verstärker auch.
Ein wenig über die Aufgaben und
Funktionen einer Zeitwaage (für den Laien). Fast jede mechanische Uhr hat
eine Hemmung, die den Ablauf des Werkes in Schritte unterteilt, die dann auf
dem Ziffernblatt angezeigt werden. Dieses nennt der Fachmann "Hemmung". Auch
der Nichtfachmann kennt das, es ist das Tick-Tack der Uhr. Eine Zeitwaage
zeichnet diese Geräusche auf und bringt sie (bei meiner zum Beispiel) als
Punktreihe auf einen Papierstreifen. Wie nun diese Punktreihen aussehen,
gibt Aufschluss über die Genauigkeit und die Qualität der Hemmung. Also ein
recht wichtige Gerät für eine rationelle Einstellung der Uhr.
Wie funktionierte nun meine
Zeitwaage? Als erstes ein Verstärker, der die Töne, die die Hemmung macht
(eben das Tick-Tack) so stark verstärkt, das man es a.) laut und deutlich in
einem Hörer akustisch hört und b.) eben diese Töne durch einen Schalter per
Hochspannung durch den Papierstreifen gebrannt wird.
Dieser Papierstreifen muss dann
noch Transportiert werden (Vorschub). Das wird durch einen Synchronmotor,
der mit 3 Frequenzen für die Unterschiedlichen Schlagzahlen (Tick-Tack) der
Uhren betrieben werden kann, bewerkstelligt. Die Frequenzen sind 90Hz, 99Hz
und 108Hz. Um hier sehr genau zu sein wird dieses "Zeitnormal" durch einen
Röhren-Vakuum-Quarz erzeugt, über einen Frequenzteiler wird die gewählte
Frequenz eingestellt und der Motor dreht mit der Entsprechenden Drehzahl.
Über ein Getriebe wird der Papiervorschub dann bewerkstelligt.
Eine ECC85 (Doppeltriode) ist
für die Verstärkung verantwortlich. Hier wird dann auch das Signal für den
Hörer abgenommen. Die PL21 (Thyratron oder Stromtor) schaltet dann einen
Hochspannungserzeuger und eine Funkenstrecke, eben im Takt der Tick's,
brennt feine Löcher in den Papierstreifen.
Für den Frequenzerzeuger als
erste Stufe ebenfalls eine ECC85, ein Kondensator-Netzwerk, dass mit einem
Wahlschalter eingestellt werden kann und als Endstufe für den Motor eine
ECL80 (Triode und Endpentode) als Treiber für den Motor.
Jetzt die Mechanik für das
Aufzeichnen der Ticks begutachtet. Ein Synchronmotor wird mit Wechselstrom
aus einem Quarzoszillator, der in drei Stufen geschaltet wird, versorgt. Der
Motor muss, da ja ein Synchronmotor, händisch angeworfen werden. Gesagt,
getan und knirschend und mit lautem Schleifen der Lager setzt der sich in
Bewegung. Aber nicht so richtig.
Nun, Messungen haben gezeigt,
dass einige Kondensatoren im Laufe der Jahrzehnte nicht mehr das waren was
drauf stand. Also eine Handvoll neue Kondensatoren besorgt und den Lötkolben
angeworfen. In der Zwischenzeit hatte ich auch die Röhren (bis auf die PL21,
das ist ein Thyratron) auf meinem Röhrenprüfgerät getestet und eine ECC85 in
den Müll befördert. So eine hatte ich aber noch in meinem Fundus. Die
Kondensatoren ausgewechselt und Test: Jetzt stimmten die Frequenzen wieder:
90, 99 und 108Hz für den Motor. Aber die Lager müssen noch ersetzt werden!
Motor ausbauen, demontieren und die Lager raus. Total schwarz und
Schwergängig, Reinigung kam hier sicher nicht mehr in Frage. Die Kugeln
waren schon kleine Eier. Also neue müssen her. Auch hier das Internet als
Helfer. Eine Firma gefunden, die Lager in diesen Abmessungen liefert.
Nachmittag bestellt und bezahlt, am nächsten Tag waren die Lager bei mir im
Briefkasten. Besser ging es nicht. Lager wieder eingebaut, Motor ebenfall
wieder ins Gehäuse und….
Schöne Löcher auf dem Steifen
und auch gleich das erste Echappement justiert. GREINER sei Dank!
Herr Schädeli, vielen Dank
nochmal von dieser Stelle aus. Super Kundenverständnis, dass ich bei der
Firma aus Pforzheim leider vermissen musste.
Und
GREINER kann sicher sein: Wenn ich mir eine
moderne Zeitwaage zulegen sollte, nur eine GREINER!
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So kam die Zeitwaage bei mir an |
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Verstaubt durch 60 Jahre Nutzung |
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Rechte Lagerschale mit Papiervorschub |
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Erstes Echappement einer SCHATZ Glasenuhr Kal. SCHM |
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So sieht sie (die Zeitwaage) jetzt aus. Vielen Dank Herr Schädeli! |
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Stand:
23.09.17
(c) Rolf-Dieter Reichert 2010
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