Uhren, die ich reparierte
Aug. Schatz & Söhne, Kaliber 49 aus
Juni 1958
Diese Uhr hat ein „bewegtes“
Uhrenleben hinter sich. 1958 wurde sie als
Siegerpreis vergeben und stand auf einem Sockel, bis sie mal von eben diesem
gestoßen wurde.
Viele Menschen, die es sicher
gut meinten, haben dann versucht, die Uhr wieder in
die Gänge zu bringen. Ohne Erfolg!
Nach Jahren dann fand die
Besitzerin bei der Suche nach Jemandem, der sich mit
„gefallenen Schätzen“ ein wenig auskennen, meine Homepage.
Und so wurde der Kontakt
hergestellt und die Uhr landete auf meinem Tisch.
Welche Probleme gab es mit
dieser Uhr?
Nun, ich könnte fast sagen: das Übliche!
Kunststoff-Dom mit Sprung (die Besitzerin möchte einen Glas-Dom, ich habe
Ihr eine Adresse gegeben). Messingteile angelaufen, Werk ebenfalls
und dann ein Zuviel an falschem Öl, gepaart mit einer
falschen und defekten Pendelfeder. Und dann die verbogene Aufhängung der
Pendelfeder. Das alles verhinderte, dass die Uhr die Zeit zählen konnte.
Also frisch
ans Werk.
Zuerst das Werk. Zeiger
und Ziffernblatt (Quadratisches, auf der Spitze stehendes
versilbertes Ziffernblatt ) abgenommen, das Werk in Einzelteile zerlegt und
ab ins Bad.
Danach dann, was immer folgt.
Polieren und nochmals Polieren. Dann mit Renaissance
Wax versiegelt, Lager gereinigt, Zapfen überprüft und ebenfalls poliert.
Die Gangfeder hat geklebt, als
wenn Jemand da einen Leim rein geschüttet hat. Also
das Haus auf und mit dem Federwinder die Feder entnommen.
Das Reinigen der Feder war
recht problematisch. Denn es hatte wirklich jemand mit Kleber gearbeitet.
Den Federkern einfach mit dem Kleber an der Feder festgeklebt,
damit wohl beim Einbau das Federende auch wirklich in den Ausschnitt
eingriff. Nun, diesen Kleber habe ich nur mit Nitroverdünnung runter
bekommen. So was ist mir aber schon Mal passiert, daher hielt sich die
Überraschung eigentlich in Grenzen!
Im Sockel hatte sich bei einem
Stellfuß das Gewinde verabschiedet. Hier habe ich etwas kreativ gearbeitet,
dass diese Füße nicht mehr zu bekommen sind. Auch mein ganz spezieller Spezi
in USA hat abgewinkt. Nun, eine M6 Mutter am Rand tiefe Riefen gefeilt und
in das Kuststoffrad heiß eingedrückt, die
Kuststoffmasse fest um die Mutter gedrückt (und Finger verbrannt) und plan
gefeilt. Funktionier wie Neu und wieder eine Erfahrung mehr, denn diese
Uhren werden ja auch nicht jünger.
Dann die Feder gut eingefettet
und wieder (gelobt sei der Federwinder, der Neue) in
ihr Haus manövriert.
Das Werk selbst war dann
eigentlich kein Problem mehr, da ich hier schon einiges an Routine habe und
auch keine weiteren Probleme zu sehen waren. Auch hatte zum
Glück Niemand am verstellbaren Ankerlager gedreht, weil dadurch vielleicht
ja die Uhr wieder in Gang… Na, zum Glück für mich wurde hier nicht gedreht
und der Anker selbst hat feste Paletten.
Die obere Montierung der
Pendelfeder mit etwas Gewalt und Hammer gerichtet,
bis die Winkel wieder stimmten.
In der Zwischenzeit wurde auch
das 4-Ball-Pendel ins Bad geschickt.
Nach dem Bade erstand das
Pendel jedenfalls wieder in altem Glanz.
Nachdem wieder alles da war, wo
der Konstrukteur es hin haben wollte, ging es – nach
ersetzen der Pendelfeder – frisch ans Justieren.
Die Drehung beträgt fast 290°
(270° sollten es sein, aber ein bisschen mehr ist zu
verkraften) und die Zeit konnte von mir bis auf + 1 Minute in 24 Stunden
justiert werden. Das muss nach dem Transport und den neuen Aufstellungsort
immer wiederholt werden. Daher ist mehr Mühe zur Regulierung wohl hier nicht
erforderlich.
Und so sieht die
Uhr jetzt aus:
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Vom Sturz verbogen
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Das bekommen wir (Mogli & ich) wieder hin.
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Auch hier: Uri Geller war am Werk
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Kein Glanz
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Schade um die schöne Uhr.
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Das klebt ganz sicher!
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Aus dem haus, die Feder.
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Größenverhältnis Feder (rechts) zum Federhaus (links).
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Die Marke "Aug. Schatz & Söhne" Standard
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Herstellungsdatum Juni 1958
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Die hintere Platine
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Die Justagen sind langwierig
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Sieht wieder gut aus.
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...und FERTIG!
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(c) Rolf-Dieter Reichert Stand:
10.09.18
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