Drehpendeluhr 116 Jahre alt (2018)
Jahresuhrenfabrik (JUF)
Baujahr 1902
Diese Uhr hat ein mechanisches 400-Tage-Werk. Sie ist also
eine "Echte" Jahresuhr, der Dom ist Echtglas, die Höhe der
Uhr 29 cm vom Scheitel bis zur Sohle und der Durchmesser des
Domes 14 cm. Also eine richtige erwachsene Jahresuhr. Hier die Historie der
"Jahresuhrenfabrik / Triberg".
Das Gehäuse besteht aus Messing
und der Dom (ist bei der Besitzerin geblieben, da er ja für eine
Instandsetzung nicht relevant ist) aus Glas. Das Drehpendel, mit dem diese
Uhr gekauft wurde, ist nicht das Originale. Das hätte ein sog.
Scheibenpendel sein sollen. Aber das vorhandene 4-Kugel-Pendel geht auch,
obwohl es von der Firma Kienzle so im Jahr 1908 das erste Mal eingesetzt
wurde.
Ich habe der Besitzerin
zugesagt, dass ich mich auf die Suche nach einem original Scheibenpendel
mache und wenn ich fündig werden sollte, dieses kostenlos anpassen werde.
Schaun mer mol!
Jetzt aber zur Uhr. Eine
Jahresuhr kann am besten über die hintere Platine identifiziert werden. Es
gibt Fachliteratur, die mich dabei unterstützt. Die hintere Platine dieser
Uhr weist nur eine Marke auf: Auf der rechten Seite "PATENT ANGEMELDET" und
darunter "PATENTS APPLIED". Zusammen mit anderen Charakteristika der
Platinen weist das auf die Uhrenmanufaktur "JAHRESUHRENFABRIK" in Triberg /
Schwarzwald, hin. Die hintere Platine ist mit Vorsteckstiften mit den
Werkspfosten verbunden, die vordere Platine ist geschraubt. Das Ziffernblatt
hat einen Durchmesser von 55 mm (innen).
Das Ziffernblatt ist
ein Emailblatt mit feinen Ziffern in schwarz. Die Zeiger sind aus Stahl
gebläut. Das Ganze befindet sich in einer Lünette aus Messing und ist mit
der vorderen Platine ebenfalls mit Stiften verbunden.
Alle relevanten Teile der Uhr sind mit der Nummer 37 gekennzeichnet.
Diese Uhr hat noch
keine Stellschrauben zur Justage, auch gibt es noch keine Transportsicherung
der Pendelfeder. Die Aufhängung der Pendelfeder ist original und weist diese
Uhr ebenfalls als JUF 1902 aus.
Diese Uhr war in einem
recht desolaten Zustand, obwohl sie der Besitzerin als "Funktionsfähig"
verkauft wurde. Nach einem ersten Telefonat und den ersten Bildern per Mail
konnte ich der Besitzerin genaueres über die Uhr sagen. Sie hat sich dann
entschieden, die Uhr zu behalten und nicht an den Verkäufer zurück zu geben.
M.E. eine richtige Entscheidung, die durch den jetzigen Zustand der Uhr nur
unterstütz wird.
Die ersten Arbeiten an
der Uhr war das Zerlegen und Reinigen aller Teile erst im Ultraschallbad
anschließend mit Polierpaste auf Glanz gebracht, die Gangfeder wurde aus dem
Federhaus genommen, ebenfalls gereinigt und gefettet und wieder eingesetzt.
Vor dieser Arbeit habe ich immer großen Respekt, denn wenn sich diese Feder
selbständig machen sollte, sind Beschädigungen und Verletzungen ganz sicher.
Sie hat eine enorme Kraft. Nach der Reinigung der Teile wurden die Lager und
Zapfen überprüft und für in Ordnung befunden. Anscheinend war diese Uhr so
in den 50 ger Jahren einer gründlichen Revision unterzogen worden, denn fast
alle Lager waren neu gebuchst. Von daher also keine Probleme. Nach dem
Polieren der Platinen wurden die Lager gaaaanz vorsichtig mit der Reibahle
gereinigt.
Jetzt gab es bei der
Montage und beim Probelauf keine Probleme mehr.
Die Einstellung des Ganges bei diesen Uhren ist
immer eine langwierige Angelegenheit, da das Werk nach jeder Manipulation an
der Pendelfeder oder am
Drehpendel mehrere Stunden braucht, bis sie IHREN Takt wieder gefunden hat.
Aber Rentner (ich) habe ja Zeit!
Jetzt ist dann also die
Zeit gekommen, sie wieder der Besitzerin zu Übergeben. Ich bin mir sicher,
Sie wird viel Freude an dieser seltenen und schönen Uhr haben.
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Die ungereinigte Bodenplatte |
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Die Marken ""PATENT ANGEMELDET" und "PATENTS APPLIED" |
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Salatöl, Marke unbekannt, sollte hier helfen? |
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Abnutzung im laufe der 110 Jahre |
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Hier die ungereinigten Teile. Oben das Federhaus. |
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Hier werden die "Zähne geputzt" |
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Bodenplatte vor dem Reinigen und |
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Die vordere Platine mit Wechselrad, Minuten- und Stundenrohr |
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Neue Vorsteckstiffte waren auch nötig! |
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Ziffernblatt ist aufgesetzt |
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Der Testlauf mit der alten Pendelfeder |
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Detail der Aufhängung und der Gabel |
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Ein schöner Rücken kann mich auch entzücken |
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So sieht die Uhr jetzt aus. |
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Nachtrag:
Im Februar 2012 hat die
Besitzerin dieser schönen Uhr doch tatsächlich auch noch ein Scheibenpendel
gefunden.
Es ist aus der ersten
Serie der Jahresuhren von 1881. Es passt aber wohl besser zu dieser Uhr als
das vorhandene Kienzle aus 1908.
Aber sehen Sie selbst:
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Das Scheibenpendel der ersten Serie 1881 |
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Poliert mit neuer Pendelfeder |
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Und genau ist sie auch. Abweichung zurzeit -1 Minute in 7 Tagen! |
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So geht sie nun wieder zurück zur Besitzerin. |
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Stand:
10.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2018
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