Eine Kunden-Uhr
KOMA Midget (late)
Baujahr ca. 1959
Diese Uhr hat ein mechanisches 400-Tage-Werk. Sie ist also
eine "Echte" Jahresuhr, die Höhe der
Uhr gerade mal 15 cm vom Scheitel bis zur Sohle und der Durchmesser des
Domes 10 cm. Also ein richtiger "Zwerg". Von dieser Version der
Uhr gab es (abgesehen von Gehäuse varianten) 2 unterschiedliche Werke. Die
erste Version hat einen um 1 mm geringeren Abstand der Platinen und eine
schwächere Zugfeder. Das ist insofern wichtig, da man im Fall einer
Reparatur genau wissen muss, welcher Version man da auf dem Tisch hat.
Das Gehäuse besteht aus Messing
und der Dom aus Glas, der war aber nicht dabei, brauche ich für eine
Reparatur ja auch nicht. Das Drehpendel hat nur drei Kugeln. Auf der hinteren
Werkplatine befindet sich die Bildmarke der Firma Konrad Mauch, Gegründet
1909 in Schwenningen, Schwarzwald.
Das Ziffernblatt ist
beige lackiert mit 2 Blumen. Die Stundenmarken sind aufgesetzte
Messingstreifen, bei der 12, 3, 6 und 9 jeweils Zwei. Es ist die
Herstellermarken KOMA auf dem Ziffernblatt vorhanden, ebenfalls auf der Rückseite.
Siehe auch "Geschichte des Made in Germany".
Diese Uhr muss
(wie alle Jahresuhren) mit drei Stellschrauben, die sich am Boden der Uhr
befinden, genau in die "Waage" gestellt werden, damit sie einwandfrei
funktioniert. Das ist immer dann notwendig, wenn der Standort mal gewechselt
wird. Zum Transport kann auch das Drehpendel mit einer Feststellhülse im
Schutzrohr der Pendelfeder und einem Hebel gesichert
werden, damit die sehr empfindliche Drehpendelfeder (wird manchmal auch als
"Faden" bezeichnet) nicht beschädigt wird.
Diese Uhr war in einem
recht desolaten Zustand. Der Federhausanker abgebrochen, ein
Spielzeugautoschlüsselchen zum Aufziehen, die Pendelfeder gerissen und
verbogen, die untere Montierung nicht vorhanden und der Ersatz war sehr
dürftig, aber wohl gut gemeint.
Sonst war die Uhr schön sauber. Trotzdem: Irgend etwas stimmte nicht, da am
Ankerrad kaum Kraft ankam. Also über den Ankerstummel mit Glück die Feder
abgelassen, dass Werk zerlegt und gestutzt: Alle Stahlteile waren mit
Flugrost angesetzt. Voller Ahnung also das Federhaus geöffnet und da
schwappte mir förmlich ein Tsunami entgegen.
Jemand hatte das
komplette Werk in ein Wasserbad geworfen, in der Absicht, es zu "Reinigen".
Nun, also erstmal die Feder aus dem Haus, denn "bringst Du Wasser in das
Haus, ist es mit der Feder auch bald aus...".
Die Feder mit Wolllappen
gereinigt und eingefettet, und dann wieder (ich hab immer noch keinen
Federwinder :() in das Haus eingedreht. Zum Glück waren noch keine
Rostspuren zu sehen und so stehen die Chancen gut, dass die Feder es noch
einige Jahre macht.
Dann wurde das Werk und
die Räder nochmal im US-Bad gereinigt und die Lager mit Putzhölzern
ausgeputzt. Nun kam die "Pfriemelarbeit" alle Zähne und Zapfen vom Flugrost
befreien und die Zähne der Räder putzen. Es hat sich gelohnt, das Werk läuft
wunderbar.
In der Zwischenzeit hat
auch der Federhausanker aus Amerika den Weg zum Deutschen Zoll gefunden, der
dann aber sage und schreibe 4 Wochen brauchte, bis auf dem Brief der
Aufkleber "Zollamtlich Abgefertigt" prangte. Wegen der geringen Wertes wurde
auch keine Einfuhrsteuer fällig. Na ja! Die neue Pendelfeder mit den
Beschlägen war übrigens auch dabei.
Das Werk habe ich dann
wieder montiert, mit den Neuen Teilen. Noch einige Justagearbeiten am Gang
und sie zeigt wieder die Zeit.
Die Einstellung des Ganges bei diesen Uhren ist
immer eine langwierige Angelegenheit, da das Werk nach jeder Manipulation am
Drehpendel mehrer Stunden braucht, bis sie IHREN Takt wieder gefunden hat.
Aber Rentner (ich) habe ja Zeit!
Jetzt steht sie wieder
beim Besitzer, der mir geschrieben hat, dass er richtig begeistert von dem
"Zwerg" ist. Ja, ist auch eine schöne Uhr, diese KOMA Midget.
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Der neue Schlüssel und Anker |
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...und der gebrochene Federanker |
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Wieder montiert und im Test |
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So sieht sie jetzt wieder aus, der KOMA-Zwerg |
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Stand:
10.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2018
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