S. Haller Simonswald
Große Jahresuhr Platine 1520AA, ca.
1960
Auch diese Uhr ist eine mechanische Jahresuhr mit Drehpendel.
Sie hat ein mechanisches 400-Tage-Werk. Baujahr ca.1960.
Das Uhrwerk ist komplett in Messing gearbeitet,
der Boden ist Messingblech. Der Schutz für die Pendelfeder
ist ebenfalls Messingblech. Auf der hinteren
Werkplatine befinden sich zwei Marken: Die Marke S. Haller Simonswald und die Marke
"No (0) Jewels Unadjustet". Es gibt keinen Hinweis auf das Herstellungsjahr.
Nach der Platine 1520AA (nach Terwilliger) wird die Uhr so in den 60er
hergestellt worden sein.
Das Ziffernblatt hat arabische Stundenziffern. Unter der 12 steht die Marke "Haller",
sonst keine Marken..
Es gibt drei
Stellschrauben zur Justage der Uhr, das Drehpendel kann durch einen Hebel im
Sockel arretiert
werden.
Diese Uhr hatte ein
riesen Problem: Nicht nur, das die Pendelfeder falsch und defekt war, auch
wurde das Messing mal mit einem untauglichen Mittel gereinigt. Teilweise
waren weiße Verätzungen auf dem Metall zu finden, am Boden, dem Ziffernblatt
und sogar am Werk. Und dazu noch ein richtig klebriges Fett oder Öl.
Das verhieß schon mal
viel Arbeit mit Polierpaste und Wolllappen. Zum Glück bin ich seit einiger
Zeit im Besitz eines Poliermotors. Ein fast antiker Motor, zwei
Geschwindigkeitsstufen und alles noch mit Thyratron-Röhren PL21 gesteuert.
Kommt meiner Neigung für alte Röhren und Radios ja entgegen! Also zuerst die
übliche Prozedur: Feder entspannen - da stimmt auch was nicht - Uhr zerlegen
und die Teile im US-Bad reinigen, in der Hoffnung, die weißen Flecken würden
weg gehen. Sind sie aber nicht. Also alle Messingteile polieren.
Bei dieser Arbeit habe
ich auch gleich die Lager und die Zapfen überprüft und etwas gefunden, was
mir noch bei keiner Jahresuhr untergekommen ist: Zwei eingelaufene Lager,
die vom ersten und zweiten Rad. Hier musste nach dem Grund geschaut werden,
denn so einfach laufen diese Lager nicht ein.
Da fiel mir ein, dass
mit der Zugfeder etwas nicht stimmt. Sie war viel zu schwer gegangen und
hatte sehr viel Kraft zum Gegenhalten beim Entspannen gebraucht. Also das
Federhaus aufgemacht und da war sie, die Bescherung: Eine viel zu starke
Zugfeder. Die Blattdicke war statt 0,4 mm sage und schreibe 0,7 mm. Und sie
war noch so breit, dass sie am Federhaus geschliffen hat, was dann auch den
Schwergang erklärte. Um diese Feder nun in das Haus zu bekommen, hat man sie
einfach gekürzt.
Nun, das war dann also
der Grund für die beschädigten Lager. Die viel zu hohe Kraft der Feder hat
auf das Trieb des ersten und dieses dann auf das Trieb des zweiten Rades
gedrückt. Wieso und warum die eingebaut wurde? Da kann ich eigentlich nur
spekulieren: Die Uhr wollte partout nicht laufen und da hat man einfach
gedacht, mehr Kraft muss her. Hat aber letztendlich nichts außer Schaden
gebracht.
Die 2 Lager mussten
ersetzt werden. Also mit der Reibahle auf Untermaß der Hartmessinglager
aufgerieben, das zweite Lager ist zu nahe am Rand der Platine. Hier habe ich
ein kleineres Lager genommen, dass dann eben weiter aufgerieben werden
musste, damit der Zapfen passte. Die neuen Lager Eingeschlagen und dann
vorsichtig auf das Zapfenmaß aufgerieben. Passt! Auf der Innenseite dieser
beiden Lager war auch schon das Umfeld der Platine angekratzt. Aber das habe
ich dann so gelassen, weil es die Platine nur noch weiter geschwächt hätte
und die Hartmessinglager genügend Auflage für die Triebe bieten.
Eine neue, richtige,
Feder bestellt und nach 5 Tagen war sie da. In der Zwischenzeit waren auch
die Messingteile wieder schön glänzend und die (richtige) Pendelfeder mit
den Montierungen versehen. Mit der neuen Feder im Haus wurde das Werk wieder
montiert, geölt und auf den Stuhl gesetzt. Pendelfeder eingebaut und dann
wurde das erste Mal die neue Feder aufgezogen, ganz vorsichtig, damit sie
sich richtig setzen konnte.
Dann folgte der erste
Test: Drehpendel 1/2 Umdrehung und geschaut, was passiert. Der Abfall musste
noch justiert werden, aber das war ja klar. Danach dann erstmal stehen
lassen und geschaut, wie der Gang ist. Na ja, wie erwartet war der nicht so
Berauschend gut, aber das konnte ich ohne Probleme mit dem Pendel
regulieren.
Nun nochmal mit dem
Lappen über das Messing und in das Regal gestellt. Sie (die Uhr) ist 7 Tage
durchgelaufen mit einer Abweichung von weniger als 1 Minute in diesen 7
Tagen. Ich war zufrieden.
Es hat sich mal wieder
bewahrheitet: Wen man (ich) es richtig macht, geht's auch.
So, und jetzt viele
Bilder von dieser Uhr.
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Stand:
10.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2018
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