Uhren, die ich reparierte
Hier eine
KUNDO 400-Tage-Uhr
Baujahr 1965
Hersteller: Kieninger und Obergfell
Hier
wieder eine Jahresuhr, welche nach 48
Jahren die Zeit nicht mehr zählen wollte.
Einige
Menschen haben sich an dieser Uhr versucht, ohne Erfolg.
Das fing
damit an, dass die Uhr irgendwann nicht
mehr wollte und einfach stehen blieb. Nun, eine Uhr ist eben auch ein Wesen
mit manchmal menschlichen Zügen.
Dann
fing aber ihr Martyrium an: An allen Schrauben wurde mal gedreht: Pendelaufhängung,
Ankerpaletten und so weiter.
Dabei
ging dann natürlich die empfindliche Pendelfeder
zu Bruch und wurde
einfach, wohl weil man es nicht besser wusste, durch eine (irgendwelche)
ersetzt, die aber auch nicht zum Erfolg führte. Die Uhr weigerte sich
standhaft, die Zeit zu zählen.
Dann
folgte eine Kur. Beim Menschen hilft so was ja
manchmal, aber eine
Maschinenölkur bei einer Uhr? Wohl eher nicht. Und dieses Öl war so heftig,
dass die arme Uhr jetzt auch noch grün vor Ärger wurde. Zu Recht, wie ich
meine!
Dazu kam
dann noch, dass die Zugfeder (Sperrhackenfeder
war verbogen und ohne Funktion) nicht vorhanden schien. Der Anker drehte
sich ohne Widerstand durch.
Nun,
irgendwann ist Man(n) dann auf meine HP gestoßen und als letzte Rettung es nochmal versucht.
Nach
Bestandaufnahme ging es ans Werk im wahrsten Sinn des Wortes. Alles Zerlegt und ab ins
Ultraschall-Bad. Ergebnis fast 0 aber eine trübe Brühe jetzt im Bad. Also
das Ganze nochmal. Schon besser, aber noch nicht optimal, und das, obwohl
diese Prozedur bislang noch JEDEN Belag von den Zähnen der Räder gebeizt
hat!
Drei
US-Bäder weiter sah die Sache schon besser aus, aber der Grünspan war
natürlich nicht überall verschwunden und auch sahen die Teile nicht wirklich
gut aus. In der Zwischenzeit
auch den Stuhl vom Öle befreit und die Zugfeder (raus aus dem Haus,
gereinigt, gerichtet, gefettet und wieder eingesetzt) ebenfalls einer
genauen Untersuchung unterzogen.
Also war
jetzt die Politur angesagt. Sehr mühsam.
Denn die Stellen des Grünspans waren recht tief im Messing. Aber der Erfolg
kann sich sehen lassen.
Nach
diesen Arbeiten wurden noch die Lager geputzt und die Zapfen poliert, aber das ist ja schon
Routine. Nur habe ich hier mindestens 15 Putzhölzer verschlissen, da in den
Lagern auch ein richtig fester Belag vorhanden war. Zum Glück waren aber
alle Lager noch in Ordnung und auch die Zapfen waren nicht beschädigt.
Da die
Teile im Original nicht lackiert waren, wurden sie
auch jetzt wieder nur
mit Wax behandelt und das Werk zusammen gebaut. Lager nochmal Reinigen,
besser ist besser.
Die
Bodenplatte wurde vorsichtig ebenfalls Poliert und gewachst, sonst habe ich nichts gemacht –
ich wollte die Vergoldung nicht in Mitleidenschaft ziehen. Ja, diese KUNDO
hat einen Bronzefuß und Säulen mit Vergoldung. Sehr schön und aufwendig und
1965 bestimmt auch sehr, sehr teuer für die Zeit.
Nach der
Montage und der Anpassung der neuen
Pendelfeder der Test – anscheinend hat der Uhr die Prozedur gefallen: Sie
zählt wieder die Zeit und nach einigen, wenigen abschließenden Justagen
(Übung macht halt den Meister) war sie in 7 Tagen auf 1 Minute im Plus.
Jetzt
ist sie wieder bei ihrem Besitzer und ich
hoffe, dass sie (die
Uhr) dort auch lange ohne Störungen bleibt. Vorausgesetzt, Niemand kommt auf
die Idee, Maschinenöl wäre gut für Uhren.
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Das klebt auch an den Fingern
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Fett und Grünspan machten dem Werk den Garaus
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Überall Fett
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Nach dem bade wieder Räder und Triebe gesetzt
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Von oben schon schön
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Auch von der Seite eine glänzende Sache
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Ein schöner Rücken kann auch entzücken, oder so!
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Noch ohne Pendel
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Pendelfeder, oben die Neue. Der Unterschied ist sichtbar.
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...und sie bewegt sich doch..
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Fertig!
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Stand:
10.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2018
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