U-Boot-Uhr Komandirskije
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Heute will ich mal von einer etwas anderen Uhr berichten:
Das U-Boot.
 

Hersteller: Vostok – UdSSR

Modell: Kamandirskije = Kommandeurs-(Uhr) 

 

Typ: Schiffs-Wanduhr, Herstellungsjahr leider nicht vermerkt! 

Die Übersetzung der Begriffe auf dem Ziffernblatt lieferten
Freunde aus einem Uhren-Forum. Danke!

 

Die Uhr wollte (oder besser – konnte) nicht mehr die Zeit zählen, da ihr „Herz“ gebrochen war.

Das Hemmrad des Echappements hatte keine Zapfen mehr, beide abgebrochen. Ob das jetzt durch einen Sturz der Uhr oder durch das Handeln eines Laien hervorgerufen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. 

Also zuerst mal das „Ausschalen“ des Werkes. Erstes, kleines Problem: Die Zeiger! Der Zentralsekundenzeiger ging leicht ab, aber dann die Zeigermutter. Hier war schon mit „brachialer Gewalt“ gearbeitet worden und die Ringmutter mit einem Durchmesser von 8mm war einfach Durchgeknipst worden. Das war ein wenig „Pfrimelich“, da eben diese Mutter nicht so wollte, wie ich. Aber mit Geduld hat sie sich dann doch von ihrem Gewinde lösen lassen, ohne weiteren Schaden an zu richten. Der Stundenzeiger machte dann keine Probleme.

Da war dann hinter dem Ziffernblatt dann die Halteplatte aus 3mm Stahlblech, das auf einen Haltering des vollkommen geschlossenen Gehäuses aus irgendeinem Druckguss angebracht war. Nach abschrauben dieser Halteplatte lag dann auch schon das Werk vor mir und ich konnte das ca. 2,5kg schwere Gehäuse samt Lünette erstmal bei Seite legen. 

Hier konnte ich auch gleich das defekte Echappement bewundern. Wie jemand das so zurichten konnte, ist mir unbegreiflich. Zumal der Eingriff des Hemmungstriebes auf das Kronrad große Kräfte gar nicht zulässt. Aber wie schon geschrieben: beide Zapfen des Hemmrades abgebrochen und die Lagerung hier total verschrammt und verbogen. Eine Schraube abgerissen. So was passiert nur außerhalb der Werke und nie im eingebauten Zustand. 

Nun ja, ich erinnerte mich daran, in der Bucht mal genau so ein Echappement gesehen zu haben. Gezielt danach gesucht und gefunden.

Da die Uhr auf jeden Fall repariert werden sollte, also bestellt und gewartet. Nach einer Woche trotz Liefernachweis von DHL nichts angekommen. Das Teil reklamiert und der Verkäufer schickte sofort ein Anderes, das dann auch nach 2 Tagen da war. Danke, guter Service! 

In der Zwischenzeit habe ich das Werk demontiert und auf Schäden an Lagern und Zapfen untersucht. Alles Bestens, aber Staubtrocken. Nicht wie auf einem U-Boot, sondern eher wie in der Sahara. Aber wirklich: sonst sind Uhren, die ich auf den Tisch bekomme, immer eingelegt wie Ölsardinen. Diese Uhr hatte wohl noch nie einen Tropfen Öl gesehen. Nun, bis auf das Gesperr hatten alle Lager und Zapfen das gut ertragen. 

Das Gesperr allerdings hat etwas unter der Trockenheit gelitten: Ein Zahn des Malteserkreuzes war eingelaufen und klemmte manchmal leicht, aber nur beim Aufziehen. Da diese Teil nicht zu bekommen war, habe ich etwas nachgearbeitet und die Klemmung beseitigt, anschließend gut gefettet. Es funktionier wieder. Alle Lager geölt. 

Das Echappement eingebaut, das Spiel des Kronrades genau eingerichtet und Test mit Zeitwaage: auf Anhieb super Ergebnis. Prima! 

Das Komplette Zeigerwerk war auf der Oberseite der vorderen Platine untergebracht. Aus dem Werk selbst kam nur die Sekundenwelle. 

Nun wieder alles in das Gehäuse und der Testlauf. Gangreserve 10 Tage. Das Gesperr ließt 4 Volle Schlüsselumdrehungen zu. Ich habe es folgendermaßen eingerichtet: Gesperr vorsichtig – die Feder besitzt ja noch Restspannung!!! – Abgenommen und die Feder total entspannt. Dann die Feder Aufgezogen und die Umdrehungen gezählt, es waren genau 15.

Die Federkennlinien sind am Anfang ca. in einem 1/3 Bereich schwach, dann ca. 1/3 Bereich fast gleich bleibend und im letzten 1/3 Stark. Um also den Gleichmäßigen Bereich der Kennlinie nutzen zu können, habe ich die 15 Umdrehungen durch 3 geteilt = 5. Da das Maltesergesperr 4 Umdrehungen zulässt, also die Feder 6 Umdrehungen gespannt und das Malteserkreuz so aufgesetzt, dass die Feder jetzt nicht weiter ablaufen kann. Nun kann man noch 4 Umdrehungen des mittleren Bereiches aufziehen, bis das Gesperr ein weiteres Aufziehen blockiert. Somit liegt der Nutzbare Bereich der Federkraft in etwa im Mittel der Federkraft-Kennlinie. 

Nun noch mal zur Uhr selbst. Eine aus ihrer Familie ist ja mal zu einem Filmstar geworden. In dem U-Boot-Thriller „Im Fahrwasser des Todes“ von 1997 hing sie in der Kommandozentrale des Russischen U-Bootes. Der Film beruht übrigens auf wahren Tatsachen aus dem Jahr 1986. Mein Urteil: Sehenswert, nicht nur wegen der U-Boot-Uhr.

Das U-Boot

Komandirskije U-Boot-Uhr

Minuten- und Stundenrohr mit Zeigermutter

Das Ganze von der Seite

Uhr in einem massiven Gehäuse

Wohl bei der letzten Feindfahrt beschädigt...

Zerlegt

Das Echappement

Das Werk

Werk und defektes Echappement

Andere Ansicht

Oben das alte und unten das neue Echappement

Und wieder Montieren

Werkhalteplatte aus 3mm Stahlblech

Testlauf

Seitenansicht

Das Gehäuse: 2,5 kg Druckguss.

 

 

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Stand: 02.09.18

(c) Rolf-Dieter Reichert 2018