Kaminuhr von Eugene Farcot ca. 1870
Diese Uhr ist für
mich Neuland,
Sie gehört einem Bekannten
So eine
Exotin habe ich noch nicht auf dem Tisch gehabt.
Daher erstmal was zum Hersteller: Eugene Farcot, geboren 1830 in Sainville,
Frankreich. Seine Ausbildung zum Uhrmacher erhielt er um 1850 an der
Uhrmacherschule von Cluses, "Ecole d'Horlogerie Cluses" die in 1848
gegründet wurde.
Bekannt
wurde Eugene Farcot durch seine „Mysteriösen“ Uhren.
Heutzutage ist er relativ in Vergessenheit geraten, aber in Amerika gibt es
noch einige seiner „Groß-Uhren“, so z.B. eine 3 Meter hohe Mysteriöse, die
im Roosevelt-Hotel in New Orleans steht (zum Teil aus
Watch-Wiki).
Nun zu
dieser Uhr selbst: Es ist eine ganz normale
Französische Kaminuhr. Das Gehäuse besteht aus zwei Teilen: Einmal
Zinkguss-Teile, die mit einem Goldlack überzogen sind und das Werkgehäuse
aus schöner Keramik mit recht aufwändiger Verzierung.
Das
Ziffernblatt ist ein Emailring, aufgesetzt auf eine
vergoldete Platte, die auch gleichzeitig als Werkhalter dient. Verschlossen
wird das Blatt durch eine Messing-Lünette mit gewölbtem Glas. Hinten ist das
Werk durch einen Messingdeckel verschlossen.
Zum
Uhrwerk: Auf der hinteren Platine deutlich sichtbar
die Bildermarke „Fot Bte“
im Schild mit Anker und Stern darüber. Dieses Werk hat
eine Serien-Nummer, doch leider war es mir nicht möglich, hier eine Liste zu
entdecken, um das Herstellungsdatum genauer bestimmen zu können. 1870 ist
daher eine Annahme. Es handelt sich um ein 8-Tage-Werk.
Zum
Problem der Uhr: Nun, wie öfter bei solch alten
Schätzen wurde mal versucht, mit Speiseöl die Gangbarkeit wieder her zu
stellen. Ist natürlich nicht gelungen, aber gerochen hat das Werk auch nach
Jahren noch nach „Gemischtem Salat“. Also erst einmal das Werk ausbauen,
demontieren und ab in das US-Bad. Es brauchte einige Bäder, um alles Fett zu
entfernen. Danach dann das Aufarbeiten der Räder, Wellen, Platinen und
Zapfen, Reinigen der Lager. Bei den Lagern stach besonders das Hemmrad-Lager
ins Auge: Es hatte sich regelrecht in die Platine „Eingegraben“ und klemmte
natürlich. Die Hemmrad-Lager wurden laut Gravur wohl schon mal um 1932
ersetzt (leider ohne besondere Leidenschaft und Können, wie ich meine). Hier
blieb also nur übrig, diese Lager beide zu erneuern. Hartmessinglager sollen
es wohl für die nächsten 40 Jahre richten! Alle anderen Lager waren in
Ordnung und so konnte das Werk wieder montiert und zum Probelauf in einen
Halter gestellt werden. Es lief, aber nicht so, dass ich zufrieden gewesen
wäre. Zu schnell und zu ungleichmäßig.
Da
erinnerte ich mich daran, dass ich etwas Ungewöhnliches an der Hemmung
gesehen hatte (ich hatte noch nie eine Brocot-Hemmung in Arbeit). So dunkel
erinnerte ich mich daran, dass die Paletten der Brocot-Hemmung Stahlstifte
sind (bei dieser Uhr), die mit ihrem Halbrund die Hebung und die
Rückführung bewerkstelligen. Hier hatte aber Jemand dran
gedreht und die Stifte so gestellt, dass die flachen Seiten ganz knapp an
den Hemmrad-Hebeflächen angriffen.
Also, dass musste noch behoben werden. Dabei machte es
dann leise „Knacks“. Kennt man ja von irgendwo her, oder?
Also
Tamponstahl der richtigen (0,8mm) dicke, eine Seite leicht konisch
geschliffen und die Fläche ausgeschliffen. Die Rundung poliert und den Stift
Eingeschlagen. Jetzt war es das Werk zufrieden und ich auch. Jedenfalls im
Probelauf konnte der Gang sehr gut reguliert werden und auch der Abfall war
schön Gleichmäßig.
Nach 3
Tagen dann bei schönstem Sommerwetter in das
inzwischen gereinigte und gewachste Gehäuse zusammen gebaut und das Werk
eingebaut. Voller Freude über das gelungene Werk aufgestellt und….
Die Uhr
bleibt stehen! Alles Mögliche überprüft und gesichtet, bis das Problem
gefunden war: Das Pendel berührte ganz leicht die Innenseite des
Keramik-Gehäuse! Also das Werk wieder raus und die
Pendelstange etwas gerichtet (zum Glück ist der Anker hier mit einem Kloben
am Werk befestigt, so dass man (ich) den Anker recht einfach herausnehmen
kann, ohne gleich das ganz Werk zerlegen zu müssen).
Die
Restarbeiten waren dann noch Filzstücke unter die
Füße kleben (die Uhr wiegt ca. 5,5 kg und würde wohl die Möbeloberfläche arg
strapazieren), Pendel Sichern, Verpacken und ab zum Besitzer. Viel Spaß mit
der schönen alten „neuen“ Farcot“.
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Die Bildmarke Eugene Farcot
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Die Rückseite
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Das Federhaus hatte mal Karies!
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Werk von hinten
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..und von Vorne
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Nach öffnen der Rückseite....
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Nicht viele teile
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Salatöl!?
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Schmutz von 150 Jahren im Federhaus
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Die Bildmarke "Eugene Farcot"
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Altes Lager vom Hemmrad
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Keine schöne Arbeit
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Das Lager vom Hemmrad, eingegraben
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...und das neue Lager
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Falscher Eingriff! Wer macht so was?
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Neuer Stift und richtige Lage
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Der Ziffernring ist Email, die Scheibe dahinter vergoldet
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Seitenansicht des gereinigten Werkes
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Rückseite
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Die Vorderseite noch ohne Gehäuse
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Schoen!
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So sieht die "Eugené Farcot" jetzt aus.
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Stand:
05.09.18
(c) Rolf-Dieter Reichert 2018
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